Mehr als ein halbes Jahrhundert lang betreute John Mainstone das längste Experiment der Welt. Jetzt ist der pensionierte Universitätsprofessor in Australien an einem Schlaganfall gestorben. Noch zum Zeitpunkt seines Todes sei der 78-Jährige mit dem Labortest betraut gewesen, teilte seine Hochschule, die University of Queensland, am Montag mit.
Der Versuch, das sogenannte Pechtropfenexperiment, wurde bereits 1927 von dem australischen Physikprofessor Thomas Parnell gestartet. Der Wissenschaftler wollte nachweisen, dass sich Pech, ein Derivat aus Teer, zwar wie ein Feststoff anfühlt und bei Raumtemperatur mit einem Hammer entzwei schlagen lässt, sich aber dennoch wie eine Flüssigkeit verhält. Dazu füllte Parnell das Pech zunächst in einen Glastrichter. Allein drei Jahre dauerte es, bis sich das Material gesetzt hatte. Dann wurde der Trichter geöffnet, um es dem Pech zu ermöglichen hinauszufließen.
Acht Tropfen in 83 Jahren
Nach Parnells Tod 1948 übernahmen seine Nachfolger die Betreuung des Experiments, zuletzt Mainstone. Und bewiesen eiserne Geduld: Nur acht Tropfen fielen in den vergangenen 83 Jahren. Doch wie es der Zufall wollte, befand sich ausgerechnet in jenen entscheidenden Momenten kein Mensch vor Ort. In den 1990ern beschlossen die Verantwortlichen daher, den Versuchsaufbau von einer Webcam beobachten zu lassen. Aber wieder wurden die Wissenschaftler vom Pech verfolgt: Als am 28. November 2000 der bislang letzte Tropfen fiel, versagte die Technik ihren Dienst. Seither wurde das Experiment gleich von drei Webcams beobachtet - und natürlich von den Augen John Mainstones.
Der hatte erst unlängst prophezeiht, dass sich der nächste Tropfen noch vor Jahresende lösen werde. Mainstones Tod sei "besonders traurig, weil er während seiner Zeit als Betreuer des Experiments keinen einzigen Tropfen fallen sah", erklärte die Leiterin der mathematischen und physikalischen Fakultät der Uni Queensland, Halina Rubinsztein-Dunlop. 2005 gab es zumindest noch einen Trostpreis: Mainstone und Parnell wurden mit dem Ig-Nobelpreis, einer satirischen Auszeichung für wissenschaftliche Leistungen, ausgezeichnet. Der Wissenschaftler nahm die Ehrung mit Humor entgegen: "Einige an unserer Universität hoffen, dass das Experiment noch mindestens 100 weitere Jahre andauert. Natürlich nur, wenn es weiterhin sympathische Aufpasser geben wird."
Sicher ist eins: Eine so geduldige Persönlichkeit wie Mainstone wird nur schwer zu ersetzen sein.