Nicht fahrtüchtig Mega-Yacht "Dilbar" in Hamburg: So geht es mit dem Oligarchen-Schiff im Trockendock weiter

Yacht Dilbar von Alischer Burchanowitsch Usmanow auf offener See
So sieht die "Dilbar" ohne Planen aus: Die Yacht von Alischer Burchanowitsch Usmanow gehört zu den größten Privatschiffen der Welt.
© Picture Alliance
Ihr geschätzter Wert liegt zwischen 600 und 800 Millionen US-Dollar, nutzen kann ihr mutmaßlicher Eigner Alischer Usmanow seine Yacht nicht. Das Bundeskriminalamt ermittelt derzeit, ob das Schiff eindeutig einer sanktionierten Person zuzuordnen ist. Eine Ausfahrt ist untersagt, technisch derzeit ohnehin unmöglich.

Der größte Indoor-Pool, der jemals in einem Schiff verbaut wurde. 40.000 PS. Ein Landeplatz für Helikopter und Luxus-Kabinen für 36 Gäste. Die "Dilbar" (IMO 9661792) ist eine der größten, teuersten und luxuriösesten Yachten, die bislang gebaut worden sind. Im Oktober trat das Schiff seine zunächst letzte Reise an, Ziel war das Trockendock von Blohm & Voss im Hamburger Hafen – geplant waren umfangreiche Wartungsarbeiten. Das Bundeskriminalamt (BKA) arbeitet aber wohl an einem längeren Verbleib der Yacht in Deutschland.

Aufgrund des Überfalls der russischen Armee auf die Ukraine und daraus resultierenden Sanktionen gegen Präsident Putin und seinen engsten Kreis, geriet das Schiff mehrfach in die Schlagzeilen. Denn die "Dilbar" soll dem russischen Oligarchen und Milliardär Alischer Burchanowitsch Usmanow gehören, der sein Geld mit zahlreichen Unternehmen in Russland gemacht hat, darunter auch als größter Anteilseigner des Stahlkonzerns "Metalloinwest" und der "Mail.ru"-Gruppe.

Nicht beschlagnahmt, aber auch nicht frei

Bereits Anfang März hieß es daher, die "Dilbar" sei beschlagnahmt worden. Das traf so nicht zu, denn Behörden hatten das Schiff zwar unter Beobachtung, aber eine offizielle Festsetzung erfolgte nicht. Die Mega-Yacht, der ein Kaufpreis zwischen 600 und 800 Millionen US-Dollar nachgesagt wird, durfte sich trotzdem nicht vom Fleck bewegen. Denn auch ohne Sanktionen gegen den Eigner braucht eine russische Yacht eine Ausfuhrerlassung des Zolls, die für die "Dilbar" bis heute nicht vorliegt.

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Wenige Tage später hieß es dann, die Crew der "Dilbar" sei von Bord gegangen. Der Kapitän habe geschrieben: "Wir haben das Ende der Möglichkeiten erreicht." Berichten zufolge sei es zu Problemen bei der Auszahlung von Löhnen gekommen, denn sanktionierten Oligarchen war es inzwischen verboten worden, Gehälter von Angestellten in US-Dollar zu bezahlen. Laut Forbes habe die Crew eine entsprechende E-Mail des britischen Yacht-Dienstleisters "Sarnia Yachts" erhalten, die erklärte, dass Lohnzahlungen nicht mehr möglich seien.

BKA liegt Zwischenergebnis vor

Zwei Wochen später gibt es Neuigkeiten zum Ermittlungsstand der Behörden: Der Hamburger Senatssprecher Marcel Schweitzer bestätigte, dass die "Dilbar" "wohl mutmaßlich" unter die Sanktionen falle. Zwar sei die Arbeit des BKA noch nicht abgeschlossen, aber ein "Zwischenergebnis" reiche aus, um zu diesem Schluss zu kommen.

Die Ermittlungen dauern deshalb so lange, weil die "Dilbar" Usmanow nicht direkt zuzuordnen ist. Offiziell gehörte das Schiff der "Klaret Continental Leasing Limited", einer Briefkastenfirma auf Malta. Verbindungen zu Usmanow konnten damals über den eingetragenen Geschäftsführer hergestellt werden, dieser war auch Chef anderer Firmen des Russen. Doch bereits 2019 soll der Oligarch die "Dilbar" in eine Treuhandgesellschaft überführt haben, die es noch schwieriger macht, ihn heute als eindeutigen Eigentümer zu identifizieren.

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Für die Freiheit der Yacht sieht es dennoch nicht gut aus. Dem Schiff ist es schon jetzt untersagt, den Hamburger Hafen zu verlassen. Sollte das passieren, so Schweitzer, könne die "Dilbar" umgehend beschlagnahmt werden. Einen Beobachtungsposten muss man aber wohl nicht einrichten, denn aufgrund der Arbeiten am Schiff sei die "Dilbar" aktuell "nicht fahrtüchtig", hieß es.

Usmanow hatte die behördlichen Aktivitäten rund um sein vermeintliches Schiff und sein Eigentum in Ländern, wo nun Sanktionen gegen ihn verhängt worden sind, bereits Anfang März als "unfair" bezeichnet. Über die Webseite der Internationalen Fecht-Föderation FIE, deren Präsident Usmanow von 2009 bis 2022 war, ließ er die Welt wissen: "Ich bin der Meinung, dass eine solche Entscheidung ungerecht ist und die Gründe, die zur Rechtfertigung der Sanktionen angeführt werden, eine Reihe von falschen und verleumderischen Behauptungen sind, die meine Ehre, meine Würde und meinen geschäftlichen Ruf schädigen."

Quellen: Forbes, NDR, FIE

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