Neue Ausweise Der gläserne Bürger

Ist das der Anfang von totaler Überwachung? In China sollen künftig Ausweise mit speziellen Chips alle Informationen des Trägers beinhalten - inklusive Vorstrafen und Religionsangehörigkeit.

Die chinesischen Behörden wollen einem Zeitungsbericht zufolge in der Millionenmetropole Shenzen Ausweise einführen, die eine nahezu lückenlose Überwachung der Bürger ermöglichen. Wie die "New York Times" am Sonntag berichtete, sollen auf den Chip-Karten neben Name und Adresse auch sehr persönliche Informationen zu Schulbildung, Arbeitserfahrung, Vorstrafen, Religionsangehörigkeit bis hin zur Zahl der Kinder gespeichert werden.

Totale Überwachung

Die Ausweise werden dem Blatt zufolge von der US-finanzierten Firma China Public Security Technology hergestellt. Gleichzeitig werde das Sicherheitsunternehmen Software für 20.000 Kameras liefern, die auf Straßen im Süden Chinas installiert werden. Dank des Computerprogramms soll die chinesische Polizei die Gesichter von Verdächtigen sowie ungewöhnliches Verhalten automatisch erkennen können.

Auch in Deutschland geht es los

Trotz der vor wenigen Tagen vom Bundeskabinett beschlossenen virtuellen Lohnsteuerkarte - in Deutschland steckt die IT-Infrastruktur noch in den Kinderschuhen. Das soll sich rasch ändern und so will die Regierung schon bald auch den elektronischen Einkommensnachweis, kurz "Elena", auf den Weg bringen. Das Vorhaben war zwar bereits 2002 von der damaligen rot-grünen Koalition unter dem Arbeitstitel "Jobcard" angestoßen worden. Zweifel am Datenschutz und Querelen um die Zuständigkeit haben das ehrgeizige Projekt jedoch aufgehalten.

"Elena" betrifft alle Bürger, die staatliche Sozialleistungen empfangen - etwa Kinder-, Arbeitslosen- oder Wohngeld. Bisher stellen die Unternehmen ihren Mitarbeitern jährlich rund 60 Millionen Bescheinigungen und Einkommensnachweise aus. Die sollen nun mit "Elena" ersetzt werden - in der Branche herrscht Vorfreude.

Reuters
Reuters/dpa/ts

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