Radio Frequency Identification Chips sollen Gepäckwagen finden und Produkte lenken

Warum ist auf dem Flughafen nie ein Gepäckwagen in der Nähe, wenn man ihn braucht? Diesen und anderen logistischen Problemen versucht man in Magdeburg auf den Grund zu gehen.

Das lästige Suchen nach einem Gepäckwagen auf Flughäfen könnte bald ein Ende haben. Derzeit sind die rollenden Hilfen im Bedarfsfall oft nicht am Platz, wenn man sie braucht - sie stehen einfach am falschen Ort. Mit einer neuen Technologie - RFID (Radio Frequency Identification - Funkfrequenzidentifizierung) - könnten die Wagen schnell gefunden und am richtigen Ort platziert werden. Die vom Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg mitentwickelte Technik könnte jedoch auch in der Wirtschaft ganze Logistikströme von Waren revolutionieren helfen. Ob Container oder Pakete - die Anwendungen sind vielfältig.

Das Prinzip ist einfach: An der Ware oder dem Kofferwagen wird eine Art kleiner Sender - ein Transponder - befestigt, der per Funk im ständigen Kontakt mit einem tragbaren Lesegerät eines Mitarbeiters oder einem Computernetzwerk wie dem Internet in Verbindung steht. Die Daten können dann ausgelesen werden, so dass Ort, Ziel oder Verfallsdatum einer Ware immer zur Verfügung stehen. Mit einem Sensor verbunden könnten auch Zustände wie Feuchtigkeit, Temperatur oder Druck gemessen werden. Die Transponder können unterschiedliche Formen haben - etwa als Etikett zum Aufkleben, als Chipkarten oder in Verkapselungen zum Implantieren.

"Unser Ziel ist es, die Warenströme auch direkt per Funk steuern zu können", sagt RFID-Experte Steffen Fröhlich vom Fraunhofer- Institut. Die Einrichtung hat auf 1800 Quadratmetern ein so genanntes LogMotionLab, ein "Labor für logistisch bewegte Objekte", eingerichtet. Es kann von Unternehmen genutzt werden.

Noch zu teuer

Der flächenhaften Einführung des Systems stehen derzeit jedoch noch die Kosten gegenüber. "Wenn ein Transponder 50 bis 30 Cent kostet, ist das zu teuer für die Industrie", gibt Fröhlich zu bedenken. "Wenn man beispielsweise einen solchen kleinen Sender an einer Limonadenflasche anbringt, wird das deutlich." Ein weiteres Problem sind die unterschiedlichsten Systeme, die derzeit schon hier und da in der Wirtschaft getestet werden - deshalb stehen im Magdeburger Labor mehr als 30 Anwendungen zur Verfügung.

Dennoch gibt es erste Pilotanwendungen in der Praxis, etwa im Maschinenbau oder der Autoindustrie. Das Fraunhofer-Institut entwickelte zusammen mit Airbus ein System zur Wartung von Flugzeugen: Mit Hilfe von RFID werden Spezialwerkzeuge identifiziert und verfolgt, die zwischen verschiedenen Einsatzorten hin- und hergeschickt werden. Bislang waren dafür verschiedene Begleitpapiere im Einsatz. Nicht selten wurden die vertauscht oder gingen verloren. Die längeren Standzeiten von Flugzeugen führten zu höheren Kosten.

Die Industrie setzt laut Fraunhofer-Institut in die Einführung von RFID große Hoffnungen. In den kommenden fünf Jahren soll der Weltmarkt mit der neuen Technologie stark wachsen - schätzungsweise mehr als eine Milliarde Dollar (760 Millionen Euro) soll er dann betragen. Allerdings gibt es für einige Einsatzgebiete auch Bedenken von Datenschützern, etwa wenn die RFID-Daten eines Produkts später einmal zusammen mit der Kundenkarte eines Käufers erfasst werden könnten.

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Steffen Wagner/DPA

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