Samuel Cohen 89-jährig gestorben "Wenn der Krieg vorüber ist, ist die Welt noch intakt"

Der Erfinder der Neutronenbombe, Samuel Cohen ist im ALter von 89 Jahren gestorben. Der Physiker verteidigte die Entwicklung der "moralischsten Waffe": "Wenn der Krieg vorüber ist, ist die Welt noch intakt."

Der Erfinder der sogenannten Neutronenbombe, der amerikanische Physiker Samuel Cohen, ist in Los Angeles im Alter von 89 Jahren gestorben. Wie sein Sohn am Mittwoch US-Medien sagte, erlag Cohen am Sonntag den Komplikationen einer Magenkrebs-Erkrankung.

Cohen arbeitete für die RAND Corporation und am Forschungslabor Lawrence Livermore, als er 1958 die Neutronenbombe entwickelte. Der Sprengsatz war so konzipiert, dass er mit seiner Strahlung zwar Menschen tötet, jedoch möglichst wenige physische Zerstörung anrichtete, Gebäude also weitgehend unbeschädigt bleiben. Beim Menschen würde durch die Strahlung das zentrale Nervensystem so schwer geschädigt, dass das zum Tod führt. Auch die langfristige radioaktive Verseuchung sollte mit der Bombe verringert werden.

Cohen wurde immer wieder dafür kritisiert, dass er eine Waffe entwickelt hatte, die das Leben zerstört, er selbst verteidigte sie aber, indem er darauf verwies, dass sie eine moralischere Alternative zu anderen atomaren Waffen sei. Noch im September sagte Cohen der "New York Times": "Das ist die vernünftigste und moralischste Waffe, die je gebaut wurde. Es ist die einzige Nuklearwaffe in der Geschichte, die bei einem Krieg sinnvoll ist. Wenn der Krieg vorüber ist, ist die Welt noch intakt."

Am Bau der ersten Atombomben beteiligt

Die USA arbeiteten unter der Regierung von Präsident Ronald Reagan in den 80er Jahren an solchen Bomben. Auch andere Länder wie Frankreich und Russland sollen sie besessen haben. Die Neutronenbombe fand bei den Militärs aber nie die Zustimmung, die Cohen erhofft hatte.

Cohen wurde 1921 im Stadtteil Brooklyn von New York geboren, er studierte an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, wo er 1943 seinen Abschluss machte und zu den Streitkräften ging. Für die Streitkräfte studierte er Physik am Massachusetts Institute of Technology. Er arbeitete dann am Manhattan Projekt mit, das die im Zweiten Weltkrieg von den USA eingesetzten Atombomben baute. Cohen war dabei an der Entwicklung von "Fat Man" beteiligt, der Atombombe, die auf Nagasaki abgeworfen wurde.

Nach dem Krieg reiste er 1951 nach Seoul, wo er eine Stadt sah, die der Krieg weitgehend zerstört hatte. Das habe bei ihm auf die Idee gebracht, die kleine Neutronenbombe zu entwickeln, erklärte er später. "Wenn wir in Zukunft immer noch diese verdammten, verrückten Kriege führen müssen, Städte zu Staub zerbomben und das Leben ihrer Bewohner zerstören, könnten wird dann nicht eine Nuklearwaffe entwicklen, die all das vermeidet?"

Cohen hinterlässt seine Frau Margaret, zwei Söhne und eine Tochter.

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