Der ukrainische E-Bike-Hersteller Delfast hat die Erlaubnis der Armee: Endlich darf man darüber sprechen, wie die schnellen Elektrofahrräder im Krieg gegen Russland helfen. Firmengründer und CEO Daniel Tonkopi teilte zwei Bilder seiner E-Bikes, Modell Top 3.0, in den sozialen Netzwerken. Darauf zu sehen: Geländegängige Mountainbikes mit riesigen Akkus und montierten Transportboxen für Panzerabwehrlenkwaffen der Marke NLAW.

80 km/h, 300 Kilometer Reichweite
Bei den E-Bikes handelt es sich eigentlich um kleine Motorräder. Laut Hersteller erreicht das Top 3.0 eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde und bringt es auf eine Reichweite von über 300 Kilometern. Um das zu schaffen, setzen die Bikes auf einen 72-Volt-Akku mit 48 Amperestunden, der einen 3000-Watt-Motor im Hinterrad antreibt. Tatsächlich lässt sich das Delfast noch mit Pedalen betreiben, aber es ist auch möglich, nur per Gasgriff zu fahren. Ohne Raketenwerfer liegt der Preis für ein solches E-Bike bei rund 7000 Euro.
Für die Armee scheint sich das Elektrofahrrad als nützliches Werkzeug zu etablieren. Eine Rückmeldung der Truppen lautet: "Das Fahrrad war großartig und kann wirklich für mobile Gruppen funktionieren. Wir planen und nutzen es für Aufklärungsmissionen und Angriffe auf Panzer."
800 Meter Einsatzdistanz
Um russischen Panzern zu schaden, tragen die E-Bikes Transportboxen sogenannter NLAWs. Die Abkürzung steht für "Next Generation Light Anti-Tank Weapon", also "Leichte Panzerabwehrwaffe der nächsten Generation". Und tatsächlich sind die Waffensysteme sehr transportabel: In schussbereitem Zustand wiegt ein NLAW rund 12 Kilogramm, davon entfallen fast 7 Kilo auf die Rakete. Die maximale Einsatzdistanz aktueller Modelle liegt bei rund 800 Metern, bei Verfehlen des Ziels fliegt die Rakete maximal 1000 Meter, bevor sie detoniert. Der Stückpreis liegt zwischen 30.000 und 37.000 US-Dollar.
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Das NLAW-System funktioniert nach dem Fire-and-Forget-Prinzip, findet das Ziel nach dem Abschuss also ohne weiteres Eingreifen der Soldaten. Die Streitkräfte müssen also nur absteigen, die Waffe aus der Box holen, das Ziel anvisieren, abdrücken, einpacken und weiterfahren. In Verbindung mit einem schnellen E-Bike, welches zudem geländetauglich ist, wird diese Kombination zur tödlichen und beinahe unhörbaren Waffe.
Auch der ukrainische E-Bike-Hersteller Eleek beteiligt sich an der Ausstattung der Armee. In einem Video ist ein Kommandeur der georgischen Nationallegion auf einem Eleek Atom zu sehen. Wie auch bei Delfast handelt es sich dabei um äußerst schnelle E-Bikes mit einer Motorleistung um die 3000 Watt und großen Batterien. Der Hersteller gibt an, dass ein Eleek Atom rund 100 Kilometer pro Stunde erreicht und erst nach 150 Kilometern an die Steckdose muss. Der Preis für ein Eleek in der "Military Edition" liegt bei 3.440 Euro.
Neu ist die Idee bewaffneter Zweiräder definitiv nicht. Schon im zweiten Weltkrieg nutzten Soldaten bewaffnete Motorräder und Roller – wenn auch diese Fahrzeuge wesentlich lauter waren. Legendär ist der militärische Panzerabwehr-Motorroller Vespa 150 TAP, besser bekannt als "Bazooka Vespa", der in den Fünfzigerjahren gebaut wurde.
Quellen: Twitter, Facebook, Delfast, Twitter [2], Forbes