Automatische Iris-Erkennung bei Grenzkontrollen soll den Luftverkehr sicherer machen: Auf dem Frankfurter Flughafen ist am Donnerstag die erste derartige Anlage in Deutschland in Betrieb genommen worden. Von Freitag an können sich Fluggäste, die sich zuvor haben registrieren lassen, mit der Oberfläche ihrer Augen identifizieren und so Ausweiskontrollen vermeiden. Bundesinnenminister Otto Schily hob die "große Verlässlichkeit" der Iris-Erkennung hervor. Das Projekt ist zunächst auf ein halbes Jahr ausgelegt. Konkrete Pläne zu einer bundesweiten Einführung gibt es noch nicht.
Sicher und bequem
"Hier geht es darum, jemanden mit der Möglichkeit einer bevorzugten Abfertigung auszustatten, wenn er ein zuverlässiger Zeitgenosse ist", sagte Schily. Mit dem Pilotprojekt verfolge man zwei Ziele - die Sicherheit zu erhöhen und einen Kontrollvorgang einzuführen, der für den Reisenden möglichst bequem sei. "Die Iris-Erkennung gilt derzeit als das sicherste biometrische Verfahren", betonte er. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 haben Terrorwarnungen der Luftfahrtindustrie immer wieder schweren wirtschaftlichen Schaden zugefügt.
15 bis 20 Minuten beim ersten Mal
Das Pilotprojekt richtet sich vor allem an Vielflieger auf internationalen Strecken. Die können sich in der nächsten Zeit in dem so genannten Enrolment-Center auf dem Frankfurter Flughafen registrieren lassen. Das heißt, sie werden zunächst einer Sicherheitsprüfung unterzogen, ihre Iris wird fotografiert, die Daten werden digitalisiert und in einer Datenbank gespeichert. Der Vorgang dauert etwa 15 bis 20 Minuten.
Autocontrol-Spur
Beim nächsten internationalen Flug müssen die Teilnehmer an dem Pilotprojekt nicht die traditionelle Grenzkontrolle passieren und ihren Ausweis vorzeigen - sie können die automatisierte biometriegestützte Kontrolle benutzen: Dafür müssen sie ihr Reisedokument auf einen Ausweisleser legen. Eine Glastür öffnet sich zur so genannten Autocontrol-Spur, in der sich eine Art Bildschirm zur Erkennung der Iris befindet. Stimmt diese mit den gespeicherten Daten überein, wird der Ausgang zum Grenzübertritt freigegeben.
Teilnahme freiwillig
Die Teilnahme an dem Pilotprojekt ist freiwillig und kann jederzeit beendet werden. Teilnehmen können EU-Bürger mit einem maschinenlesbaren Reisedokument, gegen die sicherheitsrechtlich nichts vorliegt. Weder Brille noch Kontaktlinsen sind ein Hinderungsgrund. Das Projekt ist zunächst für 10.000 Personen ausgelegt, kann aber erweitert werden. Fluggesellschaften wie die Lufthansa haben bereits ihre Vielflieger kontaktiert und ihnen vorgeschlagen, sich registrieren zu lassen. Das Interesse sei groß, sagte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber.
Das Projekt läuft unter Federführung des Bundesgrenzschutzes, technisch verantwortlich ist die Firma Bosch. Thomas Will von Bosch, stellvertretender Projektleiter, erklärte, bei der Erfassung der Iris würden 250 Merkmale registriert. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Iris einer zweiten gleiche, bezifferte er auf 1:2,9 Billionen.