Fossilfreie Energie Windkraft von der Wäscheleine – Airloom erfindet die Windenergie neu

Die Flügel fahren wie im Karussell
Die Flügel fahren wie im Karussell
© Airloom / PR
Das Startup Airloom es hat ein grundlegend neues Design eines kleinen Windkraftwerks vorgestellt. Es soll gemessen an der Leistung sehr viel billiger als die konventionellen Windräder sein und beim Bau weitaus weniger Material verbrauchen.

Der Prototyp erinnert an eine oval gespannte Wäscheleine, an der Flügel aufgehängt sind. Tatsächlich laufen die Flügel in einer Aufhängung, die wiederum an 25 Meter hohen Masten montiert sind. Ein kleiner Prototyp steht auf einem Feld in der Nähe der Kleinstadt Pine Bluffs, sobald der Wind weht, drehen sich die Flügel um die Strecke und erzeugen auf diese Weise Strom. "Anstatt im Kreis zu drehen, fliegt dieses Rotorblatt über die Strecke und erzeugt eine mechanische Kraft, genau wie das Rotorblatt einer Windkraftanlage ein Getriebe in der Mitte antreibt", so CEO Neal Rickner.

Wind in Bodennähe

Eine Besonderheit des Standortes ist der konstante Wind in Bodennähe. In aller Regel bläst der Wind in der Höhe weit stärker und regelmäßiger als in Bodennähe. Darum fristen kleine Turbinen im Windmühlendesign zur Hausversorgung nur ein Nischendasein. Standorte, bei denen der Generator von Bäumen oder Gebäuden umgeben ist, eignen sich nicht. Für die meisten Häuser ist das keine Lösung. Doch gibt es auch Standorte, an denen der Wind in Bodennähe oder auf der Höhe eines Daches in ausreichender Stärke weht. Hier könnten solche oder ähnliche Anlagen zum Einsatz kommen.

Der Vorzug des Konzeptes liegt darin, dass weniger und einfacheres Material benötigt wird – die Konstruktion soll nur ein Zehntel der Kosten einer herkömmlichen Turbine kosten. Das Aufstellen ist sehr viel einfacher, weil kein gewaltiges Fundament gegossen wird. Airloom schwebt vor, diese Anlagen über Feldern zu errichten. Windturbinen benötigen einen großen Abstand voneinander, das ist bei dem Karussell-Design nicht nötig. Daher glaubt Airloom auf der gleichen Fläche mehr Windstrom ernten zu können, als mit einer herkömmlichen Anlage. 2,5 Megawatt sollen von einer Anlage mit 25 Meter hohen Ständern und zehn Meter langen Flügelblättern erreicht werden. Die Flügel laufen in der Schiene und sind durch ein Kabel verbunden, dass sich in dem Oval bewegt. Durch dieses Kabel wird dann der Strom erzeugt. Konstruktiv hat dies durchaus Vorteile. Eine normales Windrad gewinnt die Energie im Wesentlichen an den Spitzen der Flügel, wegen der großen Länge treten hier enorm hohe Belastungen auf. Die Flügel von Airloom sind viel kleiner, sie fangen den Wind auf der ganzen Fläche ein. Anders als bei den großen Turbinenflügeln kann man einfache Materialien verwenden, die im Betrieb nicht ermüden.

Die Flügel bewegen ein Seil in dem Oval, dies treibt die Generatoren an. 
Die Flügel bewegen ein Seil in dem Oval, dies treibt die Generatoren an. 
© Airloom / PR

Einfach gesagt: Die Flügel der "Windmühlen"-Turbinen haben viel mit den Propellern von Flugzeugen gemein, die Flügel von Airloom eher mit den Segeln von Booten. An den "Spitzen" des Oval wird die Flügelstellung umgeklappt, so dass die Flügel auf Hin- und Rückweg Energie erzeugen.

Unklar ist, wie sich das fest verbaute Oval an wechselnde Windrichtungen anpassen kann. Und auch wenn sich das Modell technisch bewährt, bleibt die Einschränkung, dass es nur an wenigen Orten so viel Wind in Bodennähe gibt, dass sich der Betrieb lohnt. Dort könnte es aber eine Nischenlösung sein. Allerdings gibt es für den Strom in Bodennähe andere, weniger exotische Lösungen. Etwa "Wildzäune", in denen sich Tausende von kleinen Turbinen drehen.

Geld von Bill Gates

Aeromine Technologies hat eine andere Variante vorgestellt, die für Dächer in windstarken Regionen geeignet ist. Hierbei ist der Clou, dass der Wind nicht von den Flügeln eingefangen wird. Er wird von einem großen statischen Trichter eingesammelt, der verstärkt die Strömungsgeschwindigkeit durch das Ausnutzen des Venturi-Effektes und treibt dann eine kleine Turbine an.

Als reine Spinnerei kann man die kuriose Anlage von Airloom nicht bezeichnen. Die Startfinanzierung in Höhe von vier Millionen US-Dollar stammt aus dem Breakthrough Energy Ventures-Fonds von Bill Gates. "Seit Jahrzehnten hat die Windindustrie die Kosten der Energieerzeugung durch die Skalierung immer größerer Turbinen gesenkt", sagt Carmichael Roberts von Breakthrough Energy Ventures. "Obwohl dies bei der Senkung der Gesamtkosten äußerst erfolgreich war, steht der Ansatz sowohl hinsichtlich der Standortwahl als auch hinsichtlich der Materialkosten vor Herausforderungen. Der einzigartige Ansatz von Airloom kann beide Probleme lösen und neue Marktchancen für die Windenergie eröffnen." Die Firma nimmt an, dass das Design die Kosten der Windenergie auf ein Drittel dessen heutigen Erstellungspreises senken kann. 

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