Editorial Aufbruch in Hamburg, Diplomatie in Washington

Liebe stern-Leser!

München, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Köln, Dresden, LeipzigÉ Die Aufzählung attraktiver Städte in Deutschland ließe sich noch weiterführen. Jede hat ihr eigenes Flair, hat einzigartige Reize für Besucher, eine ganz persönliche Note. Das gilt auch für Hamburg. Doch die Hansestadt hat noch mehr zu bieten, gerade in jüngster Zeit: Zum einen gehört sie, wie keine zweite Stadt in Deutschland, zu den Gewinnern der Globalisierung. Der Hafen boomt, der Containerumschlag wächst jährlich um 15 Prozent, die meisten großen Pötte auf den Weltmeeren werden von Hamburger Reedern finanziert. Ein Aufschwung, der auch im Stadtbild zu sehen ist. Überall werden neue Büros, Hotels und Passagen hochgezogen, inzwischen sind sogar die Baugerüste knapp geworden. Die Hanseaten, bisher eher als zurückhaltend bekannt, stoßen ihr Tor zur Welt noch weiter auf: Die Hafen-City ist Europas größtes Neubaugebiet, die geplante Elbphilharmonie gilt weltweit als eines der spektakulärsten Kulturprojekte. Und auch die Touristen entdecken in immer höherer Zahl die Schönheit an der Elbe, nur nach Berlin kommen (noch) mehr Besucher pro Jahr. Allein am vergangenen Wochenende amüsierten sich 1,5 Millionen Menschen beim Hafengeburtstag, ein neuer Rekord bei diesem Traditionsfest.

Buchedition

Krimi-Finale

Der Fall ist erfolgreich abgeschlossen. Mit Robert Wilsons grandiosem Roman "Tod in Lissabon" beendet der stern mit dieser Ausgabe seine 24-bändige Krimi-Edition (S. 206). Über 750 000 Bücher sind bisher verkauft worden. Ab sofort ist die Edition zum Preis von 129 Euro komplett erhältlich.

Es gibt also gute Gründe für den stern, die Hansestadt zum Titelthema zu machen. Wir wollen nicht verschweigen, dass wir auch eine persönliche Beziehung zu dieser Stadt haben: Unser Redaktionsgebäude liegt direkt an der Elbe, unweit der Landungsbrücken. Wenn die Kollegen morgens in die Redaktion kommen, sehen sie beim Blick aus dem Fenster, welcher neue Containerriese diesmal entladen wird, welches Kreuzfahrtschiff auf der anderen Elbseite im Dock liegt - derzeit ist es die "Queen Mary 2", die Königin der Meere. Und so beflügelte auch ein wenig Lokalstolz die beiden stern-Reporter Uli Hauser und Martin Knobbe, als sie loszogen, die wachsende Weltstadt am Wasser zu porträtieren (Seite 50).

Bush und Merkel

wollen Iran mit Eintracht und Diplomatie zusetzen", titelte die "Frankfurter Allgemeine" am vergangenen Freitag, "Bush: Kein Alleingang im Iran-Konflikt" lautete die Überschrift in der "Süddeutschen Zeitung". So und ähnlich ging die Nachricht um die Welt. Dass sie überhaupt entstand, dafür hatte beim Washington-Besuch von Kanzlerin Angela Merkel stern-Vize Hans-Ulrich Jörges gesorgt. Nach dem Treffen Merkels mit US-Präsident Bush hatte Jörges das Iran-Thema bei einem Pressegespräch im Weißen Haus angesprochen. "Herr Präsident, welche Art von Sanktionen sollten gegen den Iran ergriffen werden und wann?", fragte er Bush. "Diese Art von Fragen diskutieren Verbündete vertraulich", versuchte der sich zu entziehen. Jörges hakte nach: "Sie haben das gerade an diesem Nachmittag erörtert?" Darauf Bush: "Warten Sie eine Sekunde." Und dann entfaltete der US-Präsident doch noch seine Sicht einer diplomatischen Lösung des Atomkonflikts. Angela Merkel ergriff die Gelegenheit, um ihre Position klarzumachen: "Schritt für Schritt" müsse vorgegangen werden - nicht aber, indem man vorwegzunehmen versuche, was am Ende des Prozesses stehen könnte. Bush und Merkel, das war die zentrale Botschaft der beiden, bemühten sich um eine friedliche Lösung durch breit angelegten internationalen Druck. Wie Jörges nach der USA-Reise Merkels Rolle sieht, erläutert er in seinem "Zwischenruf" auf Seite 48.

Herzlichst Ihr

Andreas Petzold

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