Editorial So findet der Krieg nie ein Ende

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn der neue US-Präsident dieser Tage erstmals nach Europa kommt, warten zwei fast unlösbare Probleme auf ihn: Erst soll Barack Obama beim G-20-Gipfel in London die Weltwirtschaft aus ihrer schwersten Krise seit 80 Jahren führen. Dann kommt er zum Nato-Gipfel nach Baden-Baden und Straßburg, um den nordatlantischen Verteidigungspakt auf eine neue Militärstrategie einzuschwören. Es geht um Afghanistan und den dort seit Jahren tobenden Krieg. Obama verfolgt sehr widersprüchliche Pläne: Einerseits setzt er auf Verhandlungen und zivilen Aufbau, andererseits will er den Krieg fortführen wie bisher - mit noch mehr Soldaten. Doch die Idee, man müsse möglichst alle Taliban umbringen, dann werde der Rest des Landes eine friedliche Demokratie werden, ist eine Idee des Westens. Das Land ist so heillos gespalten, die Regierung so korrupt, Führer von afghanischer Armee und Polizei sind so hinterhältig, dass es oft kaum möglich ist, Freund und Feind auszumachen. Alle paar Monate bombardieren US-Truppen die Falschen, weil wieder mal jemand seine lokale Rache mithilfe der Amerikaner regeln möchte und seine Feinde als Taliban anschwärzt. Afghanistan zu verstehen braucht Zeit - und Nerven. Seit Januar war stern- Korrespondent Christoph Reuter, der als einziger deutscher Journalist in Kabul lebt, zusammen mit den stern-Fotografen Will Baxter und Thorne Anderson im Land unterwegs. Sie begleiteten amerikanische und niederländische Soldaten, kamen am Tag nach einem Massaker von US Special Forces im Ort Imam Sahib an, sprachen mit Generälen und Militärs verschiedener Dienstgrade, waren zum Tee bei Warlords und interviewten gefangene Taliban. Ihre Reportage über die "Strategie des Scheiterns" beginnt auf Seite 26.

Seit dem 30. März im Handel:

Das stern-EXTRA "Barack Obama - das neue Gesicht Amerikas"

Pünktlich zum Europabesuch des US-Präsidenten erscheint ein neues stern-EXTRA: "Barack Obama - das neue Gesicht Amerikas". Es porträtiert einen charismatischen Menschen, der auf verschiedenen Kontinenten seine Wurzeln hat, der als schwarzer Exot in einer weißen Welt aufwuchs und es trotzdem geschafft hat, der mächtigste Mann der Welt zu werden. 132 Seiten voll mit Berichten, Reportagen, Interviews - und vielen wunderbaren Fotos. Ein echtes Sammlerstück!

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

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