Für fast jede Regierung der Welt ist die Bewältigung von Naturkatastrophen eine einzigartige Bewährungsprobe, die Beifall oder Kritik einbringt. Gerhard Schröder punktete damals bei der Elbe-Flut. George W. Bush vergeigte die Chance, das versunkene New Orleans zu retten. Und auch Chinas Führung bemüht sich nach dem verheerenden Erdbeben in der Provinz Sichuan, die fürsorgliche Stärke des Staatsapparates zur Schau zu stellen. Wenn den Machthabern das eigene Volk jedoch vollkommen gleichgültig ist, dann wird aus einer Naturkatastrophe endloses Leid - wie derzeit in Myanmar. Überall droht Seuchengefahr, in den vom Zyklon "Nargis" verwüsteten Gebieten gehören aufgedunsene Leichen und Tierkadaver zum Alltagsbild, wie stern-Reporter Joachim Rienhardt gesehen hat. Er hatte schon im vergangenen Herbst über den blutig niedergeschlagenen Aufstand der Mönche aus Myanmar berichtet. Jetzt ist er erneut in das von der Militärjunta abgeschirmte Land gereist. Mit einem Kahn erreichte er eine Region, die 170 Kilometer südwestlich von Rangun im Katastrophengebiet liegt. Selten zuvor hat er Menschen gesehen, die ein solches Ausmaß an Leid so klaglos hinnehmen. "Als strenggläubige Buddhisten sind sie ja überzeugt, für Fehlverhalten in einem früheren Leben bestraft worden zu sein, um durch das ihnen zugefügte Unglück und das entstandene Leiden zu einem besseren Leben zu gelangen", sagt Rienhardt. "Es ist unerträglich, das Elend mit ansehen zu müssen, wissend, wie die Diktatur die Religion für ihre Zwecke missbraucht." Seine Reportage beginnt auf Seite 26.
Hungerrevolten von Haiti bis zu den Philippinen, eine Finanzkrise, deren Folgen kaum abzusehen sind, Öl- und Gaspreise auf Rekordhoch - die globalisierte Welt ist aus dem Takt geraten. Dazu bat der stern einen Experten in Sachen Weltwirtschaft zum Gespräch: Bundespräsident Horst Köhler. Schon als Präsident des Internationalen Währungsfonds musste sich Köhler mit Entwicklungsproblemen auseinandersetzen, jetzt, als Bundespräsident, versucht er, durch Reden und Reisen immer wieder die Aufmerksamkeit auf Afrika zu lenken. Köhler empfing die stern-Redakteure Hans-Ulrich Jörges, Axel Vornbäumen und Marc Goergen bei sommerlichen Temperaturen im Garten seines Berliner Amtssitzes Schloss Bellevue. Ungewöhnlich offen kritisierte er die Exportsubventionen für europäische Landwirte und das Versagen der Banker. Das Interview lesen Sie ab Seite 40.
Der stern hatte zuletzt Anfang des Jahres über Scientology berichtet - über den Top-Scientologen Tom Cruise und dessen Stauffenberg-Film, der nach Meinung des Cruise- Biografen Andrew Morton Teil einer Image-Offensive für die deutsche Scientology-Organisation sei. In dieser Ausgabe veröffentlichen wir nun ein beklemmendes Protokoll, das stern-Mitarbeiter Fredy Gareis, 33, aufgezeichnet hat. Gareis recherchierte für den stern fünf Monate lang verdeckt und mit versteckter Kamera in der Berliner Hauptstadt-Repräsentanz von Scientology. Er beschreibt, wie er mit einem Persönlichkeitstest und einem Kurs zur "Lebensverbesserung" langsam geködert werden sollte, wie er Tag und Nacht von Scientologen mit Telefonaten kontrolliert wurde - und mit welchen Methoden er schließlich verpflichtet werden sollte, für die Organisation zu arbeiten (Seite 50).
Herzlichst Ihr
Andreas Petzold