Freie Universität Berlin kauft ehemaliges US-Hauptquartier
Die Idee ist nicht neu - bereits vor zehn Jahren plante die Freie Universität den Kauf des ehemaligen US-Headquarters. Doch dafür ernteten die Verantwortlichen meist nur Spott. »Leider nicht finanzierbar«, war die gängige Meinung. Doch jetzt scheint alles anders. Die nötigen 100 Millionen Mark für Kauf und Sanierung der ehemaligen Militärbase stehen bereit. Bund und Universität übernehmen je zur Hälfte die Kosten. »Dabei verwenden wir keine Gelder aus dem Etat der Universität - nichts geht auf Kosten der Lehre«, so Hochschulleiter Peter Gaehtgens. Finanziert wird das Projekt tatsächlich einzig aus dem Verkauf von anderen Immobilien. Die FU ist in der glücklichen Lage, über viele ansehnliche Gründerzeitvillen zu verfügen. Nach und nach wurden diese versilbert, Käufer gibt es genug, schließlich wohnt sogar der Kanzler um die Ecke.
Mit dem Kauf des US-Headquarters erhält die Freie Universität erstmals einen klaren architektonischen Eingang zum Dahlemer Campus und ist nicht mehr eine lose Ansammlung einzelner Gebäude. Doch das ist längst nicht alles. Ein weiteres Projekt wird der Neubau der Philologischen Bibliothek, mit der geplanten »Dahlemer-Kuppel« durch Sir Norman Foster sein. Mit Kuppeln kennt sich der Brite aus, schließlich verpasste er schon dem Reichstag seine gläserne Wölbung und löste damit ungeahnten Andrang besichtigungswütiger Touristen aus. Bezugsfertig sollen die neuen Gebäude ab 2003 sein. Das Präsidialamt und die Ostasienwissenschaftler ziehen als erste in das sanierte Militärgebäude. Zusätzlich wollen die Planer Lesesäle, Sportanlagen und Einkaufsmöglichkeiten ansiedeln.
Laut Gaehtgens ist das »Projekt Headquarter« Bestandteil der umfassenden Neuerungen an der Freien Universität, die sich nach außen in der baulichen Gestaltung zeigt und mit der inneren Umgestaltung einhergehen soll. Tatsächlich steht der Hochschule einiges bevor. Die Neustrukturierung der Fachbereiche sowie der angehende Generationswechsel bei den Professorinnen und Professoren wird für Veränderung sorgen. Dass dabei nicht alle ins Schwärmen geraten, zeigt sich am Protest der Politik-Studenten. Die geplante Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge stößt hier auf wenig Gegenliebe. Die Zukunft wird zeigen, was so alles hinter dem Wort Umgestaltung steckt.
Gaehtgens hat indes große Pläne. Die räumliche Veränderung soll zu einer neuen Identität der Hochschule beitragen, und das Bild der Freien Universität verändern, das laut Gaehtgens immer noch von den Studentenprotesten der 60er und 70er Jahre aber nicht von aktueller wissenschaftlicher Leistungsstärke bestimmt ist. Mit derartigen Äußerungen erntet der Hochschulleiter sicherlich das Lob so manches Christdemokraten. Fraglich ist allerdings, ob sich wissenschaftliche Leistungsstärke durch Neubauten britischer Stararchitekten einstellen wird. (ad)