Wie und warum eine studentische Unternehmensberatung erfolgreich sein kann
Der Raum liegt im Untergeschoss des wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichs der FU Berlin und zeugt nicht unbedingt von großem Willen zur Repräsentation. Zweckmäßige Büromöbel ansonsten eher ein graues Einerlei, in dem sich die Runde zusammengefunden hat. Neben dem Finanz- und Marketingvorstand der studentischen Unternehmensberatung UNICONSULT sitzt da noch der regionale Vorstand.
Über ihre Erfahrungen und Motivation wollen wir sprechen. Was sie interessiert an der Mitarbeit bei UNICONSULT.
UNICONSULT, das ist ein in Deutschland relativ einmaliges Projekt, entstanden Anfang der 90er- Jahre an der FU. Es ging darum, Studenten schon während des Studiums die Möglichkeit zu geben, das Feld der Unternehmensberatung nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis zu erleben. In der firmeneigenen Philosophie nennt sich UNICONSULT gern eine »lernende Organisation«. Tatsächlich ist der Lernerfolg mit Sicherheit das Wesentliche, was die Mitglieder zu ihrem Engagement treibt. Bei den Projekten gibt es zwar Bezahlung, doch davon, so Matthias Putzig, Finanzvorstand, könne kein Student leben und schon gar nicht nebenbei ein Studium absolvieren. Er selbst investiert durchschnittlich 20 Stunden pro Woche und stößt damit neben einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium und dem der Japanologie an seine Grenzen. Aber Spaß macht es und deshalb opfert er eben auch Freizeit. Auch hat ihn seine Mitarbeit bei UNICONSULT zu dem Entschluss geführt, nach dem Studienabschluss in die Unternehmensberatung zu gehen. Wie dies ungefähr 50 Prozent der UNICONSULT-Mitglieder später tun. Die Zahl überrascht nicht allzu sehr, da jeder zweite bei UNICONSULT engagierte Student Wirtschaftswissenschaftler ist. Inzwischen kommen aber immer mehr Natur- und Rechtswissenschaftler dazu.
UNICONSULT hat Mitglieder an allen drei Berliner Universitäten. Sogar an der Hochschule der Künste (HdK) existiert studentisches Interesse an dem Projekt, das seine Kontakte deutschland- und europaweit knüpft. Die Mischung von Studenten verschiedener Fachrichtungen ist wichtig, da jeder spezielle Fähigkeiten mitbringt, die zu unterschiedlichen Projekten passen. Je nachdem, was für eine Anfrage besteht, wird ein Team von meistens drei Leuten zusammengestellt. Angebote kommen inzwischen von so namhaften Firmen wie T-Venture oder auch Venturepark. Manchmal gibt es auch Folgeaufträge, wenn sich die Arbeit der Studenten bewährt hat. Diese sind überwiegend aus dem Hauptstudium. Das ist zwar nicht Aufnahmebedingung, doch meist kommen nur Studenten, die schon spezielleres Wissen haben und die die Unternehmensberatung als potentielles Berufsfeld interessiert.
Über mangelnde Aufträge kann sich UNICONSULT nicht beklagen. Im Moment sind in Berlin alle aktiven Mitglieder in Projekten gebunden. Allerdings müssen in Klausurenzeiten schon mal Projekte abgelehnt werden. Das Studium an sich geht vor. Irgendwann will jeder trotz der Mitgliedschaft in einer »lernenden Organisation« wie UNICONSULT den Berufseinstieg wagen.(ki)