Wird es in Sachen Doktortitel jetzt eng für Bundesfamilienministerin Franziska Giffey? Einem Bericht des Magazins "Business Insider" vom Dienstagmorgen zufolge hat sich die Prüfungskommission der Freien Universität (FU) Berlin dafür ausgesprochen, der SPD-Politikerin ihren Doktortitel abzuerkennen – dies könnte auch Folgen für die berufliche Zukunft der 43-Jährigen haben.
Auf stern-Anfrage machte die FU jedoch deutlich, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen ist. Wie lange das Prüfverfahren noch dauert, stehe noch nicht fest, hieß es. "Nähere Informationen zum laufenden Prüfverfahren und zum Bericht des Prüfgremiums werden vor Bekanntgabe des Schlussergebnisses nicht veröffentlicht."
Doktorarbeit von Franziska Giffey beanstandet
Neben ihrem Job im Bundeskabinett ist Giffey auch Vorsitzende des Berliner Landesverbandes der Sozialdemokraten. Sie möchte im Herbst Regierende Bürgermeisterin werden. Eine Sprecherin dort wollte sich auf Anfrage zu dem gesamten Vorgang überhaupt nicht äußern. Kein Dementi, keine Bestätigung zu der Angelegenheit.
Hintergrund sind Plagiatsvorwürfe gegen die Ministerin, die im Februar 2019 aufgekommen waren. Das Portal "Vroniplag-Wiki" hatte etliche Textstellen der 205-seitigen Arbeit mit dem Titel "Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft" beanstandet, unter anderem wegen falscher oder fehlender Quellenangaben. Giffey selbst hatte daraufhin die Überprüfung ihrer Arbeit beantragt und versichert, sie habe ihre Dissertation "nach bestem Wissen und Gewissen verfasst".
Franziska Giffey will Berliner SPD-Spitzenkandidatin bleiben
Die FU entschied nach der Prüfung im Oktober 2019 zunächst, Giffey den Doktortitel nicht zu entziehen und ihr eine Rüge zu erteilen. Nachdem es Zweifel und Kritik an dem Verfahren der FU und der Sanktion gegeben hatte, wurde eine erneute Prüfung der Doktorarbeit angesetzt, die inzwischen abgeschlossen ist. Das Ergebnis der Prüfungskommission liegt dem Universitätspräsidium bereits vor, die Bundesfamilienministerin hat nun zunächst noch gut drei Wochen Zeit für eine Stellungnahme.
Für Giffey wäre der Entzug des Doktortitels nicht nur aus akademischer Sicht ein Rückschlag. Die SPD-Politikerin hatte in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass sie im Falle eines Verlusts des Doktorgrades auch ihr Amt als Bundesfamilienministerin zur Verfügung stellen würde. In einem Podcast des Berliner "Tagesspiegel" in der vergangenen Woche sagte sie jedoch, dass das Thema für sie "durch" sei. Die Rückzugsankündigung habe sich nur auf die erste, bereits abgeschlossene Prüfung bezogen. Spitzenkandidatin ihrer Partei bei den Abgeordnetenhauswahlen in Berlin im September will Giffey ohnehin bleiben.
Quellen: "Business Insider", "Vroniplag-Wiki", Freie Universität Berlin, "Tagesspiegel"