Sehr geehrte Frau Peirano,
ich schreibe Ihnen, weil ich seit vielen Jahren Probleme mit meinen Eltern habe. Ich bin jetzt 23 Jahre alt und wohne noch zu Hause.
In meiner Kindheit wurden bei mir eine Autismus-Spektrum-Störung und später auch Epilepsie diagnostiziert.
Da die Autismus-Störung früh diagnostiziert wurde, habe ich enorme Fortschritte gemacht und man merkt es mir kaum noch an. Ich habe einen großen Freundeskreis, eine glückliche Beziehung und gehe gerne feiern und verreise.
Außerdem habe ich mein Abitur gemacht und ein Studium abgeschlossen, obwohl mir immer eingeredet wurde, ich würde maximal eine Ausbildung in einem Berufsbildungswerk schaffen.
Erfolgreich trotz Asperger und Epilepsie
Generell wurde mir bei allem, was ich gerne tun wollte, gesagt: "Du kannst das nicht, weil du Autismus und Epilepsie hast".
Nach meinem Studium ist die Epilepsie leider nach mehrjähriger Anfallsfreiheit zurückgekommen. Ich habe alle zwei Monate einen Anfall.
Meine Eltern möchten deshalb nicht, dass ich arbeite, geschweige weiterhin studiere. Sie haben große Angst, dass ich dadurch in irgendeiner Weise gestresst sein und einen Anfall bekommen könnte.
Dabei gibt es aus Sicht der Ärzte keinen medizinischen Grund dafür, ich bin überdurchschnittlich intelligent und möchte sehr viel lernen und eine Arbeit machen, die mir Spaß macht. Ich kann auch mit der Epilepsie ein relativ normales Leben führen, meine größte Einschränkung ist das Fahrverbot.
Mit meinen Eltern habe ich permanent Streit, weil sie meine Perspektive nicht verstehen, sie sind festgefahren in ihrer Meinung. Ich zweifle oft an meiner Selbstwahrnehmung und habe wenig Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich sehe meine Geschwister, die beide äußerst erfolgreich in ihren Jobs sind und Familientreffen tun mir jedes Mal weh. Meine Eltern reden niemals über mich, außer es geht um meine Krankheit.
Ich würde am liebsten von zu Hause ausziehen, aber fühle mich abhängig von meinen Eltern (auch finanziell) und glaube nicht, dass ich ohne sie zurechtkommen würde.
Haben Sie einen Ratschlag für mich, wie ich mir selbst besser vertrauen kann und auch meine Eltern mir wieder etwas zutrauen?
Ich würde mich sehr über Ihre Antwort freuen.
Viele Grüße
Antonia O.