Lastwagen auf dem Campus, Bauarbeiter im Fahrstuhl und ein großes Gerüst am Philosophenturm: an der Universität Hamburg wird gebaut. Eine dringend notwendige Maßnahme mit nur einem Nachteil: Sie findet während des Semesters statt.
18.32 Uhr. Hauptseminar über Deutschland in der Nachkriegszeit. Ich sitze an einem der wenigen Tischplätze und versuche an die herumgehende Referatsliste zu kommen, um mich noch für mein Wunschthema einzutragen. Der Professor steht vor dem Plenum und erklärt die einzelnen Referatspunkte und ... Krach! Die Bauarbeiter haben den Bohrhammer angesetzt. Der Lehrende versucht tapfer lauter zu sprechen und den nervenzerreißenden Heulton zu übertönen. Vergeblich. Im Kampf »Stimme gegen Maschine« steht der Sieger vor vorneherein fest. Die Lösung: Der Seminarinhalt wird in den Bohrpausen vermittelt. Nur weiß man nicht, wie lange sie dauern.
Seit dem 21.8.2000 wird die Westfassade an der Universität Hamburg erneuert. Ein riesiges Baugerüst zeugt schon von weitem von den Umbauarbeiten. Die alten Fenster werden durch neue, geräusch- und kälteisolierende Fabrikate ersetzt. Auch die sanitären Anlagen werden erneuert.
Zur Einstimmung auf die kommende Grundsanierung hatte ein Bagger in der ersten Oktoberwoche das Hauptstromkabel des Philosophenturmes durchtrennt und für einen Tag den gesamten Stromkreislauf lahmgelegt. Sofort blieben in allen Hörsälen, Seminaren und Fluren die Uhren stehen. Vier Wochen lang zeigten sie alle 12.16 Uhr an zum Gedenken an den Baubeginn. Unangenehm für manche Professoren, die ihre Vorlesungen ohne eigene Uhr bestreiten und plötzlich keine chronographische Orientierung mehr besaßen. Seit dem 27.11. ticken auch an der Hamburger Uni die Uhren wieder richtig.
Am 16.2.2001 sollen die Bauarbeiten beendet werden. Sie werden uns Studenten dann das ganze Wintersemester begleitet haben und exakt zum Beginn der Semesterferien aufhören. Es liegt nahe, gerade in einem Gebäude wie dem Philosophenturm nach Sinn und Wesen dieser Organisation zu fragen. Aber nach dem Motto »Der Zweck ist das Ziel« harren wir dem nächsten Winter, wo wir bei isolierten Fenstern und restaurierter Fassade studieren können.(yk)