hamburg Verzweifelt gesucht... Karneval an der Uni Hamburg

Uni-Reporter Thomas Lindemann erklärt, warum Hamburger Studenten ein faschingsfaules Völkchen sind.

Uni-Reporter Thomas Lindemann erklärt, warum Hamburger Studenten ein faschingsfaules Völkchen sind.

Wenn es ums Feiern geht, sind Studenten ja normalerweise als erste dabei. In einem Punkt aber setzt sich in Hamburg doch die norddeutsche Nüchternheit durch: Karneval. Wer zur Zeit über den Campus geht, wird kaum jemanden außer den wenigen Bibliotheksbesuchern treffen. Sollte das auch am Rosenmontag so bleiben? Ist den Hamburger Studis die fünfte Jahreszeit ganz bedeutungslos?

Gibt man »Karneval« oder »Fasching« auf den Webseiten der Uni Hamburg als Suchwort ein: Kein Treffer. Telefonisch wird es nicht besser. Der Campus Kulturverein, sonst Veranstalter von Massenparties, kann nicht weiterhelfen. »Es sind doch Semesterferien«, kommentiert die Sprecherin lapidar. Vom nordischen Karneval keine Spur. Internationale Studentenorganisationen wie AIESEC und AEGEE halten sich ebenfalls bedeckt. Für jecke Veranstaltungen wird keine Notwendigkeit gesehen. Selbst beim AstA will man nichts von Karneval wissen, jedenfalls nicht vom deutschen: zum Semesterende gab es eine große brasilianische Faschingsfete mit exotischer Folklore. Damit ist das Thema Feiern vom Tisch bis April, wenn das Sommersemester beginnt.

Fehlanzeige auf der ganzen Linie. Sind die Hamburger denn etwa ganz humorlos? Herrmann Korte, Hamburger Soziologieprofessor, widerspricht: »Diese Behauptung lässt sich in keinem Fall aufrecht erhalten.« Die Ursache für die Abstinenz sieht er nicht im Charakter der Norddeutschen, sondern in der Geschichte. »Die Tatsache, dass zum Beispiel im Rheinland Karneval und Fasching stärker gefeiert werden als hier in Hamburg, hat viel mit dem Brauchtum zu tun. In Köln bedeutete der Karneval ein Stück Emanzipation von der französischen Besatzung. Diese Geschichte hat der Karneval im Norden einfach nicht.« Korte tröstet: »Dafür gibt es hier andere Bräuche.«

An der Uni Hamburg wird der Rosenmontag also ein trister Ferientag werden wie jeder andere im Februar. Aber jetzt wissen wir wenigstens, warum.

Einen Tipp kann der AstA der Uni dann doch noch geben: »Da gibt es doch LiLaBe, das Faschingsfest der Fachhochschule.« Stimmt aber leider nicht ganz: Die als »Abschlepp-Event« verschrieene Extremparty findet nur in den Räumen der Fachhochschule statt, der Veranstalter ist kommerziell. Fazit: Zwischen Student und Fasching konnten keine Verbindungen gefunden werden...(tl)

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