Hochschulen Professorenlohn nach Leistung

Niedersachsen geht als erstes Bundesland mit dem Leistungslohn für Professoren an den Start. Künftig werden Studenten am Ende des Semesters die Leistung ihrer Dozenten benoten.

Als neu berufene Professorin für Lichtdesign an der Fachhochschule (FH) Hildesheim ist Iska Schönfeld gewissermaßen eine Exotin. Die 33-Jährige gehört zu den ganz wenigen Hochschullehrern, die teils nach Leistung bezahlt werden. Denn die Reform beim Professoren-Gehalt ist bislang auch nur im Bundesland Niedersachsen umgesetzt - die bisherige SPD-Regierung hatte damit eine Vorreiterrolle übernommen. "Angst vor den Studenten habe ich nicht", sagt Licht-Planerin Schönfeld, deren Leistung unter anderem von den Studenten benotet wird. Ihre Arbeit an der FH Hildesheim nimmt sie zum Start des Sommersemesters an diesem Montag auf.

Nach Einschätzung der Berufsverbände der Hochschullehrer werden die Leistungs-Bewertungen aber heftigen Streit auslösen und Professoren Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. Die Spitzen von Fachhochschulen und Universitäten sind weniger skeptisch eingestellt.

Wer keine Leistung bringt, kriegt weniger

"Es geht darum, wann eine Bewertung gerecht ist. Das ist auf Krach ausgelegt", meint der Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbandes in Bonn, Michael Hartmer. In der Professorenschaft könnten Neid-Diskussionen entfacht werden: "Wieso verdient der mehr als ich?" Der Präsident der FH Hannover, Arno Jaudzims, befürwortet die Reform. "Wir haben immer gemeckert, dass wir Professoren unabhängig davon bezahlen müssen, ob jemand arbeitet oder nicht." Nun gebe es sinnvolle "Sanktionen". "Wer keine Leistung bringt, kriegt künftig weniger", sagt Jaudzims.

Die junge Hochschullehrerin Schönfeld reagiert gelassen. "Ich komme aus der Wirtschaft - da wird man schon immer nach Leistung bezahlt", sagt die Frau, die in Lindau am Bodensee ein Büro für Lichtplanung eröffnet hat. "Aber es gibt auch Dozenten, die schlafen im Unterricht ein. Dass die Angst haben, bewertet zu werden, ist nachvollziehbar." Schönfeld hat unter anderem die Beleuchtung am Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin geplant und gehört wie ihr Kollege Andreas Schulz, mit dem sie sich die Professur in Hildesheim teilt, zu den bundesweit renommierten Lichtplanern.

Studenten vergeben Noten

Nach dem neuen Besoldungsgesetz bekommen neu berufene Professoren ein Grundgehalt von mindestens 3.724 Euro und können je nach Leistung bis zu einem Viertel des Gehalts dazu verdienen. Damit wird das System der automatischen Gehaltserhöhung nach Alter ersetzt. Die Länder haben allerdings bis Ende 2004 Zeit, das Bundesgesetz umzusetzen. "Die meisten werden sich damit auch noch viel Zeit lassen", meint Hartmer. Nur in Niedersachsen greift die Reform für Fachhochschulen bereits zum Beginn dieses Sommersemesters am 3. März, die Universitäten folgen zum Oktober. In Bremen wird die Umsetzung des Gesetzes im Parlament beraten.

Für die Lehrveranstaltungen der Lichtdesign-Professorin Schönfeld und ihres Kollegen werden die Studenten künftig jedes Semester Noten von eins bis fünf vergeben. Zudem gibt der Studiendekan sein Urteil ab. Zu den Leistungskriterien, die jede Hochschule selbst festlegen kann, gehören an der FH Hildesheim auch die Abbrecherquote eines Studiengangs und die Forschungsleistungen.

Kein Sparinstrument

Nach Berechnungen des Hochschulverbandes bekommt ein Uni-Professor bei seiner Erstberufung im Durchschnittsalter von 42 Jahren nach der neuen Besoldung rund 900 Euro weniger im Monat als bisher. Die Leistungszulagen würden zudem nicht voll für die Pensionsbezüge verrechnet, kritisiert Geschäftsführer Hartmer.

Doch die Standpunkte dazu gehen weit auseinander: "Vor allem für die jungen Leute kann es sich lohnen", betont die Vizepräsidentin der Uni Göttingen mit rund 400 Professoren, Marina Frost. Das neue Gesetz sei auch nicht als "Sparinstrument" zu betrachten, da sich der Topf für die Professoren-Besoldung nicht verkleinern dürfe. "Wir wollen nach wie vor die besten Leute gewinnen."

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