Crime Story Unter Brüdern

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  • von Antje Joel
Ein Mann meldet einen Wildunfall. Ob jemand vorbeikommen könne. Zwei Polizeibeamte machen sich auf den Weg. Sie ahnen nicht, dass der Anruf eine Falle ist.
Gedenkstein für die ermordeten Polizisten
Ein Kranz im Wald. Das Verbrechen ging in die Geschichte ein, Ort und Tat sind seither untrennbar verbunden: Holzminden und der Polizistenmord
© Mario Wezel für stern Crime

In diesen 30 Jahren, die seit den Morden vergangen sind, hätte der ehemalige LKA-Beamte Manfred Herrmann ganz gern mal mit jemandem gesprochen. Darüber, wie das nun wirklich war, damals, nachdem sie die drei Brüder verhaftet hatten und auf dem Revier in Holzminden vernahmen.

Die Brüder, alle in ihren Zwanzigern, waren zunächst verdächtigt, dann angeklagt, in einer Oktobernacht zwei Polizisten auf einen entlegenen Waldparkplatz im Solling gelockt und sie dort erschossen zu haben.

„Verschrottet“, sagt Herrmann. „Die hatten die beiden Kollegen‚ verschrottet‘, so drückten die sich damals aus.“ Die Sache schien ihm und den anderen Beamten schon bei der Verhaftung der Brüder so gut wie klar. Dann, nach seinen Vernehmungen des jüngsten Bruders, Ludwig, hatte der damalige LKA-Beamte Manfred Herrmann, der kurzfristig der Mordkommission zugeteilt worden war, keine Zweifel. Die Schuld der Brüder betreffend. Den Tathergang. Und ihr Motiv.

Später, während der Verhandlung, erschien fast nichts mehr klar. Wer sich schuldig gemacht hatte. Und welchen Verbrechens. Wer ein Motiv hatte. Und welches. Wer glaubwürdig war. Und wer log. Und aus welchen Gründen.

Erschienen in stern Crime 43/2022