
Uli Jörges, Mitglied der Chefredaktion, 1957
Abterode hieß das Kaff, in der Nähe von Eschwege, nahe der Zonengrenze. Dort waren wir gelandet, nachdem meine Eltern die DDR verlassen hatten. Wir waren sauarm, wohnten bei einem Ziegenzüchter zur Untermiete und an den Schlachttagen bettelte ich mit den Kindern anderer armer Leute bei den Bauern. Noch ärmer als wir waren die Kohns, elf Kinder. Die nannten wir die Köhnchen und eines dieser Köhnchen war meine Freundin. Bei der Einschulung war ihre Zuckertüte leer. Das hat mir so leid getan, dass ich immer, wenn ich einen Brief zur Post bringen musste, das Geld für die Briefmarke in Süßigkeiten für das Köhnchen und mich angelegt habe. Den Brief warf ich ohne Marke in den Kasten –bis der Postmann bei meinen Eltern klingelte und ich ordentlich den Arsch versohlt bekam.
Abterode hieß das Kaff, in der Nähe von Eschwege, nahe der Zonengrenze. Dort waren wir gelandet, nachdem meine Eltern die DDR verlassen hatten. Wir waren sauarm, wohnten bei einem Ziegenzüchter zur Untermiete und an den Schlachttagen bettelte ich mit den Kindern anderer armer Leute bei den Bauern. Noch ärmer als wir waren die Kohns, elf Kinder. Die nannten wir die Köhnchen und eines dieser Köhnchen war meine Freundin. Bei der Einschulung war ihre Zuckertüte leer. Das hat mir so leid getan, dass ich immer, wenn ich einen Brief zur Post bringen musste, das Geld für die Briefmarke in Süßigkeiten für das Köhnchen und mich angelegt habe. Den Brief warf ich ohne Marke in den Kasten –bis der Postmann bei meinen Eltern klingelte und ich ordentlich den Arsch versohlt bekam.
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