Aus dem Krieg nach Australien Syrer lernt in kürzester Zeit Englisch – und wird Jahrgangsbester

Er floh als Teenager aus Syrien, sprach bis vor zwei Jahren kaum ein Wort Englisch. Jetzt schloss er an seinem australischen Gymnasium trotzdem als Jahrgangsbester ab. Und das, weil er eine besondere Idee hatte, um so schnell wie möglich die neue Sprache zu lernen. 

Er ist im Krieg aufgewachsen, mit seiner Familie geflohen und hat nur drei Jahre, nachdem er in Australien angekommen war, seinen Schulabschluss mit Auszeichnung gemacht. 

Saad Al-Kassab hat im australischen College-Zulassungstest ATAR 96.65 Punkte erreicht, berichtet der australische Radiosender 3AW. Ein Ergebnis, das bedeutet, dass er besser war als 96 Prozent der anderen Schüler – und mit dem er eine der größten katholischen Schulen Australiens als Jahrgangsbester abgeschlossen hat. Doch es war ein schwerer Weg dorthin. 

Er wollte lernen – doch wurde der Schule verwiesen

Noch immer hat Saad Al-Kassab, wenn er nachts im Bett liegt, das Geräusch von explodierenden Granaten im Ohr. Dabei ist der mittlerweile 19-Jährige bereits vor drei Jahren mit seiner Familie aus dem syrischen Kriegsgebiet nach Australien geflohen. 2014 kam die Familie in Melbourne an. 

Um dort Freunde zu finden und auch wieder einen normalen Alltag zu leben, wollte der Jugendliche direkt die Schulbank drücken. Doch das war ihm wegen seiner mangelnden Englischkenntnisse nicht erlaubt. In einem Interview mit einem australischen Radiosender erzählte er, dass ihm die Schule gesagt habe, dass er erst Englisch lernen müsse und dies normalerweise sieben Jahre dauere.

Eine neue Sprache in zwei Jahren

Das war dem Syrer und seinem kleinen Bruder Omar zu lange. Und so fingen sie an, Englisch zu lernen. Doch nicht etwa nur mit Vokabelheft und Wörterbuch, sondern mit einer ganz besonderen Technik: Sie schauten sich die Fragestunden des australischen Parlaments im Fernsehen an. Ungewöhnlich für Teenager. Doch in einem Interview sagte er, dass ihn das fasziniert habe. "In Syrien kennt man das nicht, das System ist ja eine Diktatur", zitiert "Die Welt" Saad Al-Kassab, der nur vier Monate später einen Platz an der Schule bekam, die ihn vorher wegen mangelnder Englischkenntnisse abgelehnt hatte. 

Er zeigte sich mehr als zufrieden über die Chance, die er in Australien bekommen hat. Gegenüber dem Radiosender sagte er, dass er hoffe, dass einige seiner Freunde zu Hause auch so ein Glück finden können: "Sie waren so gut wie ich in der Schule, besser noch. Deshalb macht es mich traurig, dass sie nicht die Gelegenheiten haben, die ich hatte."

Saad will nun Medizin studieren, um anderen Menschen zu helfen. 

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