Der neue Lateinamerika-Studiengang will fit für Karrieren in der Wirtschaft und Entwicklungshilfe machen
Wer Lateinamerika näher kennen lernen möchte, muss nicht zwangsläufig nach Mittel-Amerika reisen. An der Universität Leipzig soll noch in diesem Jahr der neue Studiengang »Lateinamerika« zum Wintersemester starten. »Wir wollen ein Panorama über Lateinamerika anbieten«, erklärt Alfonso de Toro.
Geballte Kompetenz
Professor de Toro, in Chile geboren, lebt seit über drei Jahrzehnten in Deutschland. An der Uni Leipzig leitet er den Lehrstuhl für Romanistik. 1994 etablierte er an seiner Fakultät das Iberoamerikanische Forschungsseminar: »Von hier sind zahlreiche Initiativen der Iberoamerikanistik in Leipzig ausgegangen«, sagt de Toro nicht ohne Stolz. Mit dem neuen Studiengang soll der Nachwuchs ausgebildet werden. Und zwar nach internationalem Modell, mit einem Bachelor- und einem Master-Abschluss.
»Wir haben hier in Leipzig eine geballte Lateinamerika-Kompetenz.« An vielen Fakultäten gibt es Experten, zum Teil auch schon auf Lateinamerika zentrierte Veranstaltungen. Dieses Potential will der neue Studiengang bündeln.
Grundlage sind die Sprachen Spanisch und Brasilianisch. Aber auch die Bereiche Literatur, Linguistik und Landeskunde werden nicht ausgespart. Um »richtige« Experten zu formen soll noch je eine »Dosis« Geschichte, Ethnologie, Chemie, Botanik, Geografie und Politik dazukommen - lateinamerika-orientiert.
Das klingt nach Universal-Gelehrten, von denen es in unserer Spezialwissen-Welt nicht mehr viele gibt. Die Absolventen sollen »Lateinamerika-Generalisten« sein, bestätigt Professor de Toro. Weg vom Schubladendenken: »Abgeschottete Disziplingrenzen sollen überwunden werden.« Rundum fit für Karrieren in der Wirtschaft oder Entwicklungshilfe.
Alle müssen mitmachen
In Planung ist der Studiengang schon seit vier Jahren, denn mit allen beteiligten Fakultäten mussten Lehrvereinbarungen geschlossen werden. Professorin Monika Krüger, Vorsitzende der Kommission Lehre, Studium, Prüfungen, erklärt: »Der Vertrauensschutz der Studenten muss garantiert sein. Dass heißt, die einzelnen Fakultäten müssen zusichern, dass sie die Veranstaltungen auch über Jahre hinweg anbieten können.« Bei sechs beteiligten Fakultäten ist das ein langer Weg.
Der ist jetzt geschafft. Nun muss der Lateinamerika-Studiengang noch durch die genehmigenden Instanzen. Auch durch Professor Krügers Kommission. Sie ist zuversichtlich: »Wenn alle mitmachen, denke ich, können wir in diesem Jahr starten.« Ein neuer Magnet nicht nur für die Uni, sondern die ganze Region. Denn Professor de Toro weiß: »Es gibt viele Studenten, die Leipzig verlassen haben, weil so ein Studiengang nicht existierte.« (iw)