muenchen Online-Universität? Lächerlich.

Eine kleine Geschichte - auch für Professoren

Eine kleine Geschichte - auch für Professoren

Plötzlich bin ich da. Stehe mitten auf dem Informationshighway und steige in einen lokalen ISA-Bus. Der Fahrer fragt: »Wohin?« Ich sage: »Zur Börse.« Er: »Das sagen sie alle.« Nach 15 Kilobytern hält der Bus an: »Tut mir leid, gestern war die Straße noch da.« Eine Kneipe zu meiner Rechten ist erhellt vom matten Schein der Java Lampen. Von einer benutzerfreundlichen Bedienung sehe ich jedoch weit und breit nichts. Nach einer Ewigkeit kommt endlich jemand. Ich rufe: »Hey, Server! Eine Tasse T, aber online.« Plötzlich betritt sie den Raum: Ihre Seitenansicht ist Wahnsinn. Sie hat kurzes blaues Haar und trägt ein bauchnabelfreies Laptop. Als sie mich sieht, fixiert sie mich, fügt sich neben mir ein und haucht: »Auf ein Word, Fremder«, dann sagt sie ihr Name wäre To Morrow. Sie hätte Times New Roman studiert, arbeite jetzt aber als Courier. Vor dem Haus erklingen Sirenen, Morrow springt auf. »Die AOL, wenn die mich erwischen bin ich erledigt.« Sie nimmt meine Hand, blickt mir in die Augen, dann stirbt sie. Gelöscht.

»Hier spricht die AOL, diese Site ist umstellt, kommen sie mit erhobenen Onlinegebühren heraus.« Der Server winkt mich hinter die Theke, öffnet ein Sicherheitsloch und ich klettere hinein, als um mich herum alles explodiert. Links halten soll ich mich, hat der Server gesagt. Na toll. Als ich wieder im Freien stehe, versperrt mir ein reißender Datenstrom den Weg. »He da, Fährmann«, rufe ich. Eine Gestalt mit Nickelbrille, die bis dahin in einer alten Garage gearbeitet hatte, kommt auf mich zu. »Ich will über den Fluss!« - »Macht 14 Pentium III«, antwortet er. - »Das ist Wucher«, schreie ich und erwähne das Wort Konkurrenz. Der Mann bricht in schallendes Gelächter aus und geht davon. Ich springe in die Fluten, stürze ab.

Als ich wieder hochfahre, liege ich am Rande eines riesigen Marktplatzes.de. Merkwürdige Gestalten drücken sich von Stand zu Stand. Sprechen hastig, tuscheln. Man verscherbelt Emailadressen. Kaputte Duracellhasen liegen kopflos herum. Ein trostloser Ort. Mein Outlook verfinstert sich, denn ein Power Pointer ist auf mich gerichtet. Die Amazone von der traurigen Tastatur röchelt: »Yahoo...« und sinkt auf die Knie. Getroffen von einem Fireball. Hinter ihr steht - ER. Heiliger Tintenpatron! In all seiner Schrecklichkeit. Riesig, schwarz, bis an die Zähne bewaffnet, eine URL 47 baumelt von seiner Schulter. Seine Finger grobschlächtig und klebrig vom Blut verendeter Moorhühnchen...

Ich wache auf - natürlich. Der Professor meines Hauptseminars »Internet - die Informationsrevolution?« lässt sich gerade von einem Studenten erklären, was der Unterschied ist zwischen Email und World Wide Web. Ich rege mich kurz auf und schlafe weiter. (cw)

PRODUKTE & TIPPS