Als Folge der neuen Langzeitstudiengebühren in Hessen haben tausende Studenten die Hochschulen vorzeitig verlassen. Allein an der Goethe-Universität Frankfurt sei die Zahl der Studenten von 43.000 auf 35.000 gesunken, berichtete die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sarah Sorge, am Donnerstag. SPD und Grüne warfen der CDU-geführten Landesregierung vor, die Studenten in unsozialer Weise aus den Universitäten zu drängen. Die Regierung sprach indes von einer "Bereinigung" der Statistik.
Studiengebühren treffen oft die Falschen
Sorge berichtete, landesweit habe sich die Zahl der exmatrikulierten Studenten einer ersten Übersicht zufolge zu Semesterbeginn mindestens verdoppelt. Dies seien aber nicht, wie von der Landesregierung behauptet, alles "Scheinstudierende", sondern viele müssten wegen sozialer Härten ihr Studium abbrechen. So bekämen beispielsweise Mütter nur dann einen Gebührenerlass, wenn ihr Kind drei Jahre oder jünger ist. Dies sei wirklichkeitsfremd. Zudem überschritten viele Studenten ihre Studienzeit, weil sie ihren Unterhalt selbst durch Arbeit finanzieren müssten.
Die Landesregierung verteidigte hingegen die Gebühren für Langzeitstudierende. Eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums erklärte, der Trend spreche dafür, "dass diejenigen, die keine ernsthaften Studienabsichten haben, sich exmatrikulieren". Wer in erster Linie wegen des billigen Nahverkehrstickets studiere, falle aus der Statistik. Gleichzeitig würden viele Langzeitstudierende motiviert, "sich endlich zur Prüfung durchzuringen".
CDU-Landesregierung verteidigt Gebühren als sozial gerecht
Die hochschulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Eva Kühne-Hörmann, bezeichnete die Gebühren als sozial gerecht und verwies auf die Ausnahmeregelungen für Studenten in wirtschaftlicher Notlage, die auch künftig nicht ohne Unterstützung dastünden. Scheinstudenten würden dagegen künftig dem Steuerzahler nicht mehr auf der Tasche liegen.
Die SPD sprach dagegen von dramatischen Auswirkungen des Gesetzes. "Tausende junger Menschen werden aus den Hochschulen getrieben. Die CDU schadet damit dem Bildungsland Hessen in ungekannter Dimension", erklärte der hochschulpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Michael Siebel. Eigentlich müsse die Zahl der Akademiker gesteigert werden. Doch sei die Landesregierung geradezu stolz darauf, Bildungschancen zu verbauen. Dies sei unsozial und zynisch, erklärte Siebel. Er verwies darauf, dass man Scheinstudierende auch über regelmäßige Leistungskontrollen aus der Statistik filtern könne.