Nachwuchs ist in Zoos und Tiergärten immer ein großes Ereignis – Mitarbeiter:innen wie Besucher:innen erwarten die Tierbabys gespannt. Meistens bekommen die Kleinen dann auch Namen, manchmal sogar unter Mitwirkung der Öffentlichkeit, und werden dann zur Attraktion: Eisbär "Knut" aus dem Berliner Zoo ist wohl das berühmteste Beispiel.
Der Tiergarten Schönbrunn in Wien hat sich jedoch entschlossen, zukünftig anders zu verfahren. Dort sollen Tierbabys keine Namen mehr verliehen werden, sagte Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck der "Tiroler Tageszeitung". Zumindest sollen diese nicht mehr in die Öffentlichkeit kommuniziert werden. Damit nimmt der österreichische Tiergarten eine Vorreiterrolle ein. "Für den deutschsprachigen Raum gehen wir hier bewusst einen neuen Weg", erklärte Hering-Hagenbeck.
Tiergarten Schönbrunn: Direktor sieht "Vermenschlichung des Wildtiers"
Als Grund für die Entscheidung gab der Zoodirektor an, man wolle die Aufmerksamkeit nicht mehr auf einzelne Tiere lenken, denen dann beinahe menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden. "Es war eine Sensation, wenn eine Direktorin oder ein Direktor ein Jungtier auf dem Arm hatte. Damit ging natürlich auch eine Vermenschlichung des Wildtiers einher", sagte Hering-Hagenbeck. "Lange Zeit stand die Zurschaustellung eines einzelnen Individuums im Vordergrund."
Zwölf Tiere, die vermutlich kaum jemand kennt

Nun also der Paradigmenwechsel im Tiergarten Schönbrunn: Dort soll zukünftig stärker "der Erhalt einer Population im Vordergrund stehen - und nicht das einzelne Individuum". So soll der Artenschutz stärker gewährleistet werden, der heute im Mittelpunkt der zoologischen Arbeit steht. Dennoch werden Zoos von Tierschutzorganisationen weiter regelmäßig kritisiert, da sie Wildtieren nicht ihren natürlichen Lebensraum zugestehen.
Quelle: "Tiroler Tageszeitung" / Tiergarten Schönbrunn

Sehen Sie im Video: Einen seltenen Anblick filmen Besucher eines Zoos in der chinesischen Provinz Hebei. Im Hintergrund eines Gorilla-Geheges taucht plötzlich eine aufrecht gehende Kreatur auf und lässt die Zoobesucher rätseln: Handelt es sich um einen Menschen oder einen Affen?