Verbrauchernepp Große Packung = teure Packung

  • von Sönke Wiese
Familienpackungen sind grundsätzlich billiger? Aber woher denn! Oft sind sie sogar wesentlich teurer als die kleinen Packungen. Für die Verbraucherzentralen eine Abzocke mit System.

Viele Verbraucher gehen davon aus, dass bei großen Packungen Mengenrabatt gewährt wird. Demnach sollten sie maximal so viel kosten, wie man beim Kauf der kleinen Packungen für die gleiche Menge ausgeben würde. Aber teurer?

Verbraucherschützer entdeckten Mogelfälle

Zufällig stießen Hamburger Verbraucherschützer auf Fälle, bei denen genau das Gegenteil der Fall war. Verwundert stellten sie fest, dass der Grundpreis bei Normalgrößen oft unter dem der Vorratspackungen liegt. Die gezielten Nachforschungen ergaben: Die verhältnismäßig teureren Großpackungen sind mitnichten Einzelfälle. "Dahinter steckt eine gezielte Strategie", sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Im Supermarkt geschieht nichts zufällig."

Das wollte stern TV überprüfen und ging mit versteckter Kamera auf Einkaufstour. Tatsächlich: Bei den Stichproben wurden viele Beispiele gefunden, die die Erfahrung der Verbraucherschutzzentrale bestätigen. Ob DVD-Rohlinge, Mozartkugeln oder Seife: Der Verbraucher-Nepp lauert überall. Die Mehrkosten für größere Packungen sind mitunter gravierend: Der Spitzenreiter war 197 Prozent teurer.

Abenteuerliche Begründungen

Die Ausreden der zur Rede gestellten Verkäufer waren abenteuerlich. In einem Verbrauchermarkt erklärte man, dass eine Großpackung Waschmittel im Schrank ja weniger Platz einnehme als zwei kleine Packungen. Deswegen würde sie - logisch! - auch mehr kosten. Bei einer Süßigkeit hieß es, das beigelegte Spielzeug sei in der Großpackung besser als in der kleinen Packung - eine ebenfalls absurde Behauptung. In einem Großmarkt für Elektronik indes versuchte der Verkäufer erst gar nicht zu schwindeln. Frank und frei empfahl er, bei DVD-Rohlingen immer zur kleinsten Packung zu greifen: Da sei die Qualität auch besser als in den Großpackungen. Mehr bezahlen für schlechtere Qualität?

Verbraucherzentrale

Hier geht's zur Homepage der Verbraucherzentrale Hamburg:
www.vzhh.de

Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert auf ihrer Homepage eine ganze Reihe solcher Preistricksereien. "Wir finden das Verhalten des Einzelhandels in dieser Sache nicht redlich", sagt Schwartau. Zwar müssen Geschäfte den Grundpreis der Ware beispielsweise in Gramm oder Liter angeben, damit dem Käufer der Preisvergleich erleichtert wird. Doch allzu häufig seien diese Angaben klein geschrieben und unleserlich angebracht. Auch seien die verschiedenen Packungen desselben Produkts oft weit voneinander entfernt platziert, so dass der Preisvergleich erschwert würde. Wer also nicht Zeit und Muße hat, die Regale aufmerksam zu studieren, zahlt schnell drauf.

Ziel: Verbraucher hinters Licht führen

Schwartau vermutet, dass Hersteller und Einzelhandel Hand in Hand arbeiten - nach dem Motto: Der Verbraucher wird schon drauf reinfallen. "Uns ist aufgefallen, dass die Fälle immer wieder bei Produkten von ganz bestimmten Herstellern und vor allem in Großmärkten auftreten." Juristisch gibt es keine Möglichkeit, gegen diesen Verbraucher-Nepp vorzugehen. Deswegen hat Schwartau nur einen Rat: Augen auf beim Kauf!

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