Pferdefleisch-Skandal 72 Tonnen verdächtige Lasagne gelangten nach Deutschland

In immer mehr Produkten finden sich Pferdefleischspuren, der Hersteller Comigel lieferte 179.000 Packungen nach Deutschland. Handelsketten nehmen massenhaft verdächtige Ware aus den Regalen.

In 13 europäische Länder hat der französische Hersteller Comigel Fertiggerichte mit falsch deklariertem Pferdefleisch verkauft. Rund 179.000 Packungen sind dabei auch nach Deutschland geliefert worden. Dies gehe aus einer EU-Information hervor, sagte ein Sprecher des Bundesverbraucherschutzministeriums am Samstag in Berlin. Laut Medienberichten entspricht das einer Menge von rund 72 Tonnen. Auch der deutsche Hersteller Dreistern-Konserven GmbH & Co. KG aus dem brandenburgischen Neuruppin hatte am Freitag mitgeteilt, dass in seinem Produkt "Rindergulasch 540g Omnimax" Spuren von Pferde-DNA nachgewiesen worden seien.

Als Folge des Skandals werden bundesweit Zehntausende Packungen mit Fertig-Lasagne vernichtet. Edeka, Real, Rewe, Kaiser's Tengelmann und der Tiefkühl-Heimservice Eismann nahmen entsprechende Produkte aus dem Handel. Die Billigsupermarktkette Lidl stoppte den Verkauf von Rindfleisch-Tortelloni der Eigenmarke Combino, auch der Discounter Aldi Süd nahm ein Rindergulasch-Fertiggericht aus dem Verkauf. In Brandenburg blockierten die Behörden rund 26.000 Packungen, weil sie statt des angegebenen Rindfleischs möglicherweise Pferd enthalten. In Mecklenburg-Vorpommern wurden gut 11.000 Packungen Lasagne unter Pferdefleisch-Verdacht aus Lagern und Kühlregalen genommen.

Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Renate Künast, forderte angesichts des Skandals eine Mitteilungspflicht für die Lebensmittelbranche. Auch reine Täuschungsfälle müssten künftig gemeldet werden, sagte sie der "Passauer Neuen Presse". "Verarbeitetes Fleisch muss endlich gekennzeichnet werden und die Kennzeichnung muss die Aufzucht- und Mastbetriebe genau benennen", sagte Künast weiter. Derzeit müssten Fälle, in denen es keine Gesundheitsgefahr gebe, von Unternehmen nicht gemeldet werden und Behörden dürften sie auch nicht veröffentlichen. Das dürfe so nicht bleiben: "Ross und Reiter müssen genannt werden, sobald Etikettenschwindel betrieben wird", sagte Künast.

EU-Staaten wollen Gentests einsetzen

In Großbritannien beschlagnahmte die Polizei bei Razzien in drei Fleisch verarbeitenden Betrieben in London und in Hull, Nordost-England, umfangreiches Probematerial und Computerunterlagen. Unterdessen wurden drei Männer, die am Donnerstag bei Razzien unter Betrugsverdacht in Betrieben in Wales und in Yorkshire festgenommen wurden, gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, teilte die Polizei mit. Bisher sind unter 2500 getesteten Produkten in Großbritannien lediglich in 29 Fällen Pferdefleischspuren gefunden worden. Doch das ist nach Angaben der Lebensmittelbehörde FSA kein Grund zur Entwarnung.

Auch in vielen anderen europäischen Ländern wurden in den vergangenen Tagen Spuren von Pferdefleisch in Fertiggerichten entdeckt, die eigentlich Rindfleisch enthalten sollten. Die Vertreter der 27 EU-Staaten verständigten sich in Brüssel darauf, mit Gentests nach falsch deklariertem Pferdefleisch zu suchen. Die EU-Kommission übernimmt einen Teil der Kosten der Analysen, die bis spätestens Ende März abgeschlossen sein sollen. Außerdem wollen die Staaten bei Pferdefleisch nach Rückständen des entzündungshemmenden Medikaments Phenylbutazon fahnden, es war in exportiertem Pferdefleisch aus Großbritannien entdeckt worden war. Es ist für den Einsatz bei Tieren, die später verzehrt werden sollen, nicht zugelassen.

DPA
cjf/AFP/DPA

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