Seit zwei Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Coronapandemie. Dabei geht es nicht nur um die medizinische Sicht, sondern auch, was es mit uns Menschen macht und wie das Virus unsere alltäglichen Gewohnheiten verändert – dazu gehört auch das Essen und die Ernährung. Verschiedene Studien untersuchten genau diese Veränderung seit Beginn der Coronapandemie.
Essen beginnt beim Einkaufen
Wenn man an Einkaufen und Corona denkt, erinnert man sich sofort an die panischen Hamster-Einkäufe: Leere Regale, so weit das Auge reichte. Da war Planung und Struktur gefragt: Wo bekomme ich noch das heißbegehrte Mehl und Klopapier? Eine Studie aus Baden-Württemberg fand heraus, dass viele der Befragten ihren Einkauf besser strukturieren und planen und dadurch weniger einkaufen gehen als vor der Coronapandemie. Außerdem hätten sie mehr auf den Kauf von regionalen Produkten geachtet und mehr Bewusstsein dafür entwickelt.
Wenn ich selbst an den Pandemiebeginn denke, erinnere ich mich, dass ich anfangs die ganze Woche durchgeplant habe, wann ich was esse, damit ich so wenig wie möglich einkaufen gehen muss. So scheinen es viele gemacht zu haben, um ihre Kontakte reduzieren zu können.
Mehr Obst und Gemüse und mehr Süßigkeiten und Snacks
Doch was genau kaufen wir ein und leben wir nun durch Corona gesünder oder ungesünder? Eine Frage, die sich nicht ganz eindeutig beantworten lässt. Wissenschaftler aus Österreich stellten fest, dass ein Viertel der Studienteilnehmer mehr Obst und Gemüse essen würden als vorher. Jedoch gaben auch zwanzig Prozent der Befragten an, mehr Süßwaren und Snacks zu essen.
Das "Snacken" hat durch Corona allerdings eine andere Bedeutung bekommen. Französische Forscher untersuchten verschiedene Ernährungsmotive: Stimmung und Emotionen wären ein wichtiges Kriterium in der Essensauswahl und insbesondere das Kompensieren von Frust und Langeweile durch Snacks spielte bei den Befragten eine große Rolle.
Corona-Pandemie: Rezepte und Kochvideos boomen – Lieferdienste aber auch
Ein Trend geht zum Selberkochen, das haben die österreichischen Wissenschaftler bestätigt. Zumindest, dass das Interesse bei den Befragten am Selbstkochen gestiegen sei. Plötzlich schossen Rezeptideen, Kochvideos und Backinspirationen nur so in den sozialen Medien hervor. An dem Trend scheint etwas dran zu sein. Besonders junge Menschen, im Alter von 18-24 Jahren gaben an, häufiger zeitintensive Gerichte zu kochen.

Doch neben dem verstärkten Alles-Selbstkochen, sind auch Lieferservices in der Pandemie beliebter geworden: Insbesondere die 25-39-Jährigen hätten laut der Studie aus Österreich öfter Essen bestellt als noch vor der Pandemie. Besonders zu den Lockdown-Zeiten im April 2020 und November 2020 bestellten vermehrt Menschen bei Lieferservices, wie eine Studie aus Göttingen herausstellte.
Eigener Anbau im Garten oder auf dem Balkon
Die Pandemie hat uns teilweise mehr Zeit gegeben – Zeit, die viele von uns genutzt haben, um selbst Obst, Gemüse oder Kräuter anzubauen. Die Mehrheit der Befragten der baden-württembergischen Studie gaben an, dass sie einen Garten anbauen oder ausbauen wollen. Das zeigte sich auch in den sozialen Medien: Tausende Do-it-yourself-Anleitungen zum Anbauen von Kartoffeln, Anlegen von Erdbeerfelder oder dem Kräuterbeet auf dem Balkon oder im Garten kann man inzwischen finden. Doch nicht nur im Internet zeigte sich der Drang, einen grünen Daumen zu bekommen, sondern auch im Baumarkt. Fertige Hochbeete waren teilweise ausverkauft, oder man musste einige Wochen Lieferzeit in Kauf nehmen.
Essensgewohnheiten und die Zeit nach Corona
Ja, man muss sagen: Corona hat auch unsere Ernährung und die Gewohnheiten auf den Kopf gestellt. Die Frage ist nur, was werden wir davon beibehalten und was werden wir wieder ablegen, sobald die Pandemie vorbei ist? Einige Veränderungen sind es mit Sicherheit wert, auch weiterhin zu bestehen: Das Bewusstsein für regionale Produkte zum Beispiel, oder das Interesse, selbst mit frischen und gesunden Zutaten zu kochen.