Gutes aus dem Küchengarten Ein Bund Radieschen und ein Schaf: Ich verändere die Welt.

  • von Angelika Wohofsky
Gutes aus dem Küchengarten: Ein Bund Radieschen und ein Schaf: Ich verändere die Welt.
Immer mehr Menschen wollen genau wissen, was sie essen, und legen sich Gärten zur Selbstversorgung an. Gut so, denn Gartenarbeit hält gesund und sorgt für ein friedliches Miteinander.

Woher kommen unsere Lebensmittel? Was landet auf meinem Teller und wie wurde mein Essen produziert? Immer mehr Menschen wollen wissen, was sie zu sich nehmen, und beginnen, sich Gärten anzulegen oder erwerben ein kleines Stück Land zur Selbstversorgung um es zu bewirtschaften. Aufgelassene Landwirtschaften gibt es genug, die wieder mit Leben erfüllt werden möchten. Die Zahlen für Deutschland: drei Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe, deren Betriebsleiter jetzt 50 Jahre alt sind, haben keinen Nachfolger. Und in Österreich sperren jährlich 4.000 Landwirtschaften für immer zu.

Einer der modernen Pioniere der Gartenwirtschaft mit Permakultur, Jules Dervaes, sagt: "Wenn du nämlich lernst, deine eigene Nahrung anzubauen, ist das ein großes Stück Selbstbestimmung". Und genau diese Selbstbestimmung wird bei vielen Menschen immer wichtiger. Zumindest wächst ein Bedürfnis danach. Weil man gesundheitlich gezwungen wird, aus dem bisherigen Erwerbsleben auszusteigen, weil man Pause benötigt, weil man Sinnvolles tun will. Oder weil man einfach die Liebe zu den Pflanzen entdeckt und man als moderner Arbeitssammler oder Jobnomade Zeit hat, sich dem Garteln zu widmen.

Markus Gaisbachgrabner aus Spital am Pyhrn ist ein solcher Mensch. Der seinen Traum von der Selbstversorgung durch eigene Gartenwirtschaft (Kleinlandwirtschaft in Permakultur) verfolgt. Der sich in der Lebensmitte stehend um 180 Grad veränderte, weil es gesundheitlich im gelernten Beruf nicht mehr ging. Wildschafe "mähen" nun bei ihm die steilen Wiesen. Ein Fischteich wird angelegt und Hochbeete und Hügelbeete vor dem Wohnhaus liefern Gemüse. Zwischendrin Hahn Hannibal mit seinen Hennen, die für das Frühstücksei sorgen.

Ein solches Szenario hört sich für Außenstehende romantisch an. Doch geht es nicht im Grunde darum, das eigene Verhalten zu ändern, wenn etwas in dieser Welt deutlich anders werden soll? Schließlich wird die Verhaltensänderung bei Fachvorträgen und Symposien durch Experten permanent gefordert. Aber wer ändert sich dann wirklich? An diesem Punkt ist der persönliche Wille zur Veränderung gefragt.

Eigene Radieschen aus dem Küchengarten und eine alte Wildschaf-Rasse züchten und damit vor dem Aussterben bewahren. Das ist Veränderung im Jetzt. Das ist das Stück Selbstbestimmung, die Jules Dervaes meint.

Gutes aus dem Küchengarten: Eric Händeler, hier bei einem Vortrag im Bildungswerk SPES im österreichischen Schlierbach. Foto: AWohofsky 2014
Eric Händeler, hier bei einem Vortrag im Bildungswerk SPES im österreichischen Schlierbach. Foto: AWohofsky 2014

Szenenwechsel. Veränderungsdruck hat man dort, wo es besonders knapp wird. Das meint Eric Händeler. Deutscher Zukunftsforscher, Wirtschaftswissenschafter und Publizist. Experte für lange Strukturzyklen und deren Analyse nach Kondratieff.

Knapp wird es aus Sicht der Gärtnernden im Bereich gesunder Lebensmittel. Wir wollen wissen, was wir essen. Knapp wird es mit altem Saatgut, mit alten Tierrrassen und mit den Bienen. Knapp wird es aber auch zunehmend mit fruchtbarem Boden, mit sauberem Wasser und reiner Luft. Das sind alles Faktoren, welche die Gesundheit jedes einzelnen Menschen wesentlich betreffen. Und Händeler sagt, wo es wirklich knapp werden wird in unserer Gesellschaft, das ist im Bereich der persönlichen Gesundheit zu finden.

Gartenwirtschaft, sich selbst mit einem Küchengarten zu versorgen, das dient der persönlichen Gesundheit - hat mir übrigens Eric auch bestätigt, als ich seinen Vortrag im Rahmen der Voralpengespräche bei SPES besuchte. Urban Gardening zu betreiben, Stadtimker zu werden oder Stadtfarmer. Das dient der Gesundheit – der eigenen und der gemeinschaftlichen Gesundheit.

Seelische Gesundheit pflegen wir, indem wir uns um Radieschen, Salat und Co kümmern. Mir wird bei allen Gartenprojekten, die ich besuche, von den Gärtnerinnen und Gärtnern bestätigt, wie sehr die seelische Gesundheit mit der Gartenarbeit wächst. Wie sehr neben der Produktion gesunder Lebensmittel auch ein friedliches Miteinander wächst. Beim gemeinsamen Garteln, Pflanzentausch, Ernten und Feiern.

Keine Angst also vor der Zukunft. Gehen wir in den Küchengarten und verändern wir damit die Welt.

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