Mit Pomp und Gloria drängelte das Startup CryptoEats in jüngster Vergangenheit ins Spotlight, verkaufte sich als Pionier. Wollte es doch den ersten Lieferservice auf den Weg bringen, bei dem Kunden mit Krypto-Token und -Münzen bezahlen können und damit den Großen der Branche wie UberEats und Deliveroo Konkurrenz machen. CryptoEats sei, hieß es in einer – wohlgemerkt bedenkenswert schlecht übersetzten –Pressemitteilung des Unternehmens, der erste Schritt, der es Menschen ermögliche, Kryptowährung als Zahlungsmittel für Artikel in der realen Welt zu benutzen.
Im Laufe von etwa einer Woche wurde der vermeintliche Lieferservice höchst öffentlichkeitswirksam gepusht und zum Hype hochstilisiert. Mehrere britische Influencer ließen sich als Werbeträger vor den Karren spannen. Das zog. Die Coins rollten, könnte man sagen. Aber nicht lange – und vor allem, wie es scheint, davon. Denn plötzlich ist das Unternehmen im ganzen weiten Web nicht mehr auffindbar. Mit dem Startup verschwanden hunderttausende Dollar. CryptoEats, so berichten es mehrere Medien, war wohl nichts weiter als ein smart aufgezogenes Fake-Unternehmen von Krypto-Betrügern. Nach der großen Euphorie hat sich Katerstimmung eingestellt.
(K)ein Lieferservice für Krypto-Fans
Spielort der Chose ist Großbritannien. Dort sollte der große Aufschlag des Lieferservice stattfinden, die App an den Start gehen. Laut "Vice" warb das Unternehmen auf der Webseite damit, dass Kunden aus Hunderten Restaurants würden wählen können. Angekündigt wurde demnach auch die Möglichkeit, Gerichte verschiedener Restaurants in einer Bestellung zu bündeln. Ein bestellter Kaffee, so versprach CryptoEats vollmundig, sollte innerhalb von fünf Minuten beim Kunden sein. Von einer Partnerschaft mit den Fastfoodketten McDonald's und Nando's war die Rede sowie von einer Finanzierung in Höhe von 8 Millionen US-Dollar aus der Serie A. Als Gründer des Ganzen wurde ein Wade Phillips genannt, wie "NewsBTC" berichtete, ein "zurückgezogen lebender" Blockchain-Entwickler.
Noch in der vergangenen Woche wurde eine große Launch-Party im Reign Club in London gefeiert. Vor dem Eingang sollen Lieferfahrräder mit dem Firmenschriftzug gestanden haben. Zu dem illustren Kreis der Gäste zählten britische Reality-Stars wie Joey Essex und "Love-Island"-Star Belle Hassan. "All diese Prominenten und Influencer sind gekommen. Der Schnaps floss in Strömen und alle hatten eine gute Zeit", so ein Veranstaltungskoordinator zur "Sun". "Aber nach dem, was ich gesehen habe, sieht es so aus, als ob das alles ein großer Betrug war."

CryptoEats spurlos verschwunden
Denn schon Minuten nachdem der Verkauf der Token am letzten Wochenende gestartet war, verschwand CryptoEats auch schon wieder von der Bildfläche. Die Webseite ist nicht mehr auffindbar, die Profile auf Instagram und Telegram gelöscht. Die zugehörige App war ohnehin noch nicht veröffentlicht worden. Zudem wird von Blockchain-Aufzeichnungen berichtet, die zeigen sollen, dass Binance-Coins im Wert von etwa einer halben Millionen US-Dollar aus der CryptoEats-Entwickler-Wallet in andere Wallets transferiert wurden.
Wer versuchte, seine Eat-Coins zu verkaufen, erhielt eine Fehlermeldung. E-Mails, die an die offizielle E-Mail-Adresse des Startups geschickt werden, kommen seither laut "Vice" umgehend zurück. Und Gründer Wade Phillips, den scheint es wohl auch nicht zu geben. Was bleibt: Die Coins sind wohl unwiderruflich weg und die Investoren wie so oft in Krypto-Betrugsfällen aufgeschmissen.
Quelle: The Sun,Vice, Yahoo Finance, Cryptonews, Elevennews