Billig prickelt besser Kann alkoholfreier Sekt Spaß machen? Ökotest hat geprüft, welche richtig knallen – zwei sind abgesoffen

Ein Korken fliegt aus der Sektflasche
Sekttrinken bis zum Abwinken und trotzdem einen klaren Kopf bewahren, das geht sogar lecker.
© pidjoe / Getty Images
Sekt ohne Alkohol ist super, verspricht er doch Spaß ohne Folgekater. Aber schmeckt er auch? Ökotest hat die Korken knallen lassen. Nicht alle Ergebnisse sind prickelnd.

"Ihr sagt 'Prost!', ihr sagt 'Cheers!', ich sage 'Nein, danke'. Morgen früh werde ich ein Gewinner sein, einstweilen aber, jetzt, heute Abend, liegen die anderen vorn, stehen zwar dicht gedrängt um mich herum, sind dennoch uneinholbar weit entfernt. Sie haben einen Vorsprung von mindestens drei Gläsern, und da kommt schon wieder ein Tablett. Nein, danke. Haben Sie auch Wasser?" So beginnt es, das kleine Büchlein "Nüchtern am Weltnichtrauchertag" von Benjamin von Stuckrad-Barre. Darin geht es ums Trinken, naja, eigentlich eher ums Nicht-mehr-trinken und um das Gefühl, das wohl jeder kennt, der den freundlichen Verführern mit der Schampusflasche schon einmal mit Saft und Selters Paroli bieten musste oder wollte.

Wer dem Alkohol das Glas verwehrte, während alle anderen sich fröhlich einen hinter die Rüstung römerten, musste sich vor der Partygesellschaft erklären – Spaßbremse! Damit ist jetzt Schluss. In Sachen Trinkkultur wurde längst eine Zeitenwende eingeläutet – sogenannte alkoholfreie Spirituosen, also promillefreie Alternativen zu Gin und Co, erobern mehr und mehr die Supermarktregale und verleihen dem rauschlosen Genuss eine neue Sexyness. 

Und auch wer die Korken knallen lassen will, Silvester böte sich dafür an, muss dafür schon lange keinen Schwips mehr in Kauf nehmen. Nur welche der sogenannten alkoholfreien Sekte machen wirklich Spaß im Glas? Ökotest hat seine Mitarbeiter 20 Sekte ohne Alkohol blindverkosten lassen. Der Großteil der Produkte (16) wurde auf Basis von entalkoholisiertem Wein produziert, vier weitere auf Basis von Traubenkernsaft plus Kohlensäure.

Alkoholfreier Sekt für kleines Geld

Alkoholfreie Sekte können eine echt Alternative sein, zeigt der Test. Mehr als die Hälfte der Produkte werteten die Tester als gut (7) oder sehr gut (6). Geschmacklich hatten die Sensorikexperten wenig zu kritteln. Perlende Traubensäfte (eher lieblich) werden allerdings als "gefälliger und runder" beschrieben als entalkoholisierte Weine (eher trocken).

Eine Erklärung dafür könnte der Herstellungsprozess sein. Um den Geist aus der Flasche zu bekommen, werden die Weine vakkuumdestilliert, der Alkohol verdampft. Mit ihm geht aber, so Ökotest, auch "ein Teil des Buketts verloren", weshalb viele Hersteller nachträglich wieder Zusätze wie (natürliche) Aromen zugeben. 

Schön: Qualitativ hochwertiger alkoholfreier Sektgenuss ist keine Frage des Budgets. "Sehr gute" entalkoholisierte Weine gibt es auch beim Discounter. "Burg Schöneck" von Lidl wie auch  "Schloss Königstein Weiss" von Edeka kosten knapp zwei Euro. Den günstigsten Sekt auf Traubensaftbasis liefert "Trenz Trenzero" (5,79 Euro). Wenig gefreut hat die Tester allerdings, was in den Flaschen der zwei teuersten Sekt-Alternativen war.

Für "Zéra Profil Chardonnay Effervescent" werden 7,29 Euro pro Flasche fällig. Dafür bekommt man dann aber unter anderem "künstliche, bonbon- und parfümartige" Noten ins Glas. Die Tester fanden das nicht prickelnd, sondern "ungenügend". Der Trunk rasselt durch den Test. Nicht viel besser schneidet der teuerste Sekt im Test ab. Knackige 12,99 Euro muss hinblättern, wer den "Kolonne Null, Cuvée Blanc No.1" ausschenken will, bekommt dafür laut Ökotest aber auch "Spuren von gleich zwei besonders bedenklichen Pestiziden" ins Glas. Unterm Strich kommt der Alkoholfreie nur auf ein "Mangelhaft" und damit das zweitschlechteste Ergebnis im Test.

Alkohol in alkoholfreien Sekten

Übrigens: Wenn man es genau nimmt, gibt es so etwas wie alkoholfreien Sekt natürlich nicht. Zum einen, weil der Begriff geschützt ist. Zum anderen, weil immer, wenn auch mitunter in beinahe homöopathischen Mengen, Alkohol in der Flasche ist, obwohl auf dem Etikett alkoholfrei, entalkoholisiert oder simple Traubensaft steht. Die erlaubten Alkoholgehalte bewegen sich zwischen 0,04 und 1 Volumenprozent Alkohol. Laut Ökotest hielten alle getesteten Produkte diese Grenzwerte ein, Schwangeren raten die Tester aber "vom Dauergenuss von alkoholfreiem Sekt" ab.

Wie die anderen alkoholfreien Sekte im Test abgeschnitten haben, können Sie gegen Gebühr auf oekotest.de oder in der Januarausgabe von Ökotest nachlesen.

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