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Bar-Managerin Caro Thompson Als Frau hinter der Bar: "Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich rechtfertigen musste"

Caro Thompson, Bar-Managerin im Fünf-Sterne-Hotel "Fraser Suites"
Caro Thompson, Bar-Managerin im Fünf-Sterne-Hotel "Fraser Suites"
© Fraser Suites
Caro Thompson ist Bar-Managerin in Hamburgs Fünf-Sterne-Luxushotel "Fraser Suites". Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie es ist, als Frau hinter der Theke zu stehen, wie sie ihren Job mit Familie vereinbart – und was sie in der Branche vermisst. 

Frau Thompson, 2011 waren Sie im Luxus-Hotel "Atlantic" Hamburgs erste weibliche Bar-Managerin. Wieso ist es so unüblich in Ihrer Branche, dass Frauen auch hinter der Bar das Sagen haben?

Mittlerweile hat sich das zum Glück sehr zum Positiven verändert. Aber ich muss selber sagen, dass ich verheiratet bin und ein Kind habe. Und das ist nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu kriegen. Als Frau muss man sich das gut überlegen, wie lange man diesen Weg gehen möchte - und irgendwann muss man sich entscheiden. Viele Frauen, die Kinder kriegen, hören auf hinter der Bar zu arbeiten.

Dass heißt Sie arbeiten nachts und betreuen tagsüber Ihr Kind?

Ich habe tatsächlich in den Tagdienst gewechselt, betreue Events und kreiere die Barkarte. Ich kann mir die Sachen aussuchen. 

Und vor dem Kind war das anders?

Ja, da habe ich vor allem nachts gearbeitet - fast 11 Jahre lang - bis zu meinem Mutterschutz. Das hat sehr viel Spaß gemacht, war aber auch anstrengend.

Sie haben eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau gemacht und eine Bar-Zusatzausbildung. Was hat sie hinter der Theke fasziniert?

Ich habe meine Ausbildung als Köchin im Louis C. Jacob (Anm. d. Red.: 5-Sterne-Hotel in Hamburg) angefangen und relativ schnell festgestellt, dass mir das zwar Spaß macht, aber mir die Gäste fehlen. Der damalige Bar-Manager Peter Kallweit hat mir dann das Mixen beigebracht. So konnte ich noch etwas kreieren, hatte aber dennoch den Gästekontakt und deren Reaktion. 

Dann wäre ja auch der Beruf der Sommelière etwas für Sie gewesen.

Wein gehört natürlich mit dazu, aber in Spirituosen habe ich mich richtig vertieft. Als erstes bin ich - total untypisch - am Whisky hängen geblieben. Ich habe mich in schottische Single Malts eingelesen und einige Brennereien in Schottland besucht. Was mich so an Spirituosen fasziniert, ist, dass darin so viel Herzblut und Zeit steckt. Da arbeiten so viele Menschen, um dieses tolle Produkt zu kreieren.

Würden Sie sagen, dass Sie es auf ihrem Karriereweg als Frau schwerer hatten als Ihre männliche Kollegen?

Es lief eigentlich immer ganz gut, aber man hatte halt immer nur männliche Kollegen. Tatsächlich kamen neugierige Fragen immer von Gästen: Was ich hauptberuflich mache oder was ich studiere. Lange war der Beruf des Barkeepers in der Außenwahrnehmung kein ernst zunehmender Beruf.

Was haben Sie den Gästen geantwortet?

Dass ich das richtig gelernt habe und dass es auch einen Beruf als Barmixerin gibt. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich rechtfertigen musste. Schließlich wollen die Gäste ja auch gut beraten werden. 

Hatten Ihre männlichen Kollegen Schwierigkeiten damit, dass eine Frau neben ihnen steht?

Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass ich nicht ernst genommen wurde. Als meine Schicht begann, lag oft ein Zettel bereit, dass meine männlichen Kollegen bereits das Bierfass gewechselt haben oder die Kisten verräumt haben. Das hätte ich auch locker geschafft. Ich habe das den Kollegen dann anerzogen, die haben das schnell verstanden und dann war ich auch vollwertiges Mitglied im Team. Ich weiß, dass sie es nur gut gemeint haben, fühlte mich aber trotzdem in dem Moment diskriminiert.

Frauen hinter der Bar sind also keine Seltenheit mehr. Was hat sich in der Branche Ihrer Meinung nach noch verändert – gibt es auch negative Beispiele?

Es ist einfacher geworden, sich Bartender zu nennen. Ich habe es noch richtig gelernt, jetzt gibt es auch viele Freelancer, die Cocktail-Wettbewerbe gewinnen und deshalb gleich eine hohe Position ergattern. Denen macht das dann ein paar Jahre Spaß, sie fokussieren sich auf eine Marke, aber das Gastgeben rückt in den Hintergrund. Mir fehlt das Klassische. Wer heutzutage eine Caipirinha bestellen will, wird oft schräg angeguckt. Der Wunsch des Gastes sollte Priorität haben. Jörg Meyer hat mal gesagt, es soll beiläufig ein perfekter Drink sein, und dieses "beiläufig" geht leider verloren.

Wie sieht demnach Ihre Barkarte aus – ist die eher klassisch gehalten?

Unser Konzept in den Fraser Suites, die Bar und Restaurant umfassen, ist "1920 bis 2020". Das bedeutet wir haben aus jedem Jahrzehnt einen klassischen Cocktail auf der Karte. Beispielsweise eine klassische Piña Colada. Aber auch eigens kreierte Cocktails. Wir aromatisieren Spirituosen, sogenannte Infusions, die wir auf unsere Menüs anpassen.

Wie ist das eigentlich, wenn man hinter dem Tresen steht, und die Gäste vor einem immer betrunkener werden?

Eigentlich immer ganz witzig. Vor allem, wenn es Stammgäste sind, die dann am nächsten Tag etwas beschämt sind. Es kommen auch mal ein paar unangenehme Situationen vor, aber die lernt man mit der Zeit zu steuern.

Trinken Sie hinter der Bar – und ist Ihr Job nicht der beste Weg in den Alkoholismus?

Während der Schicht habe ich nie getrunken, aber danach saß man oft noch ein paar Stunden mit Kollegen zusammen und hat Champagner und Cocktails getrunken. Mit Anfang Zwanzig hat man da natürlich oft übertrieben. Ich hatte das aber immer gut im Griff. Und jetzt kenne ich natürlich meine Grenzen und weiß, dass ich am nächsten Morgen mit meinem Kind aufstehen muss. Aber natürlich ist die Gefahr des Alkoholmissbrauchs gegeben.

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