Frisch vom Bremer Bottle Market Was sollen wir trinken? Fünf spannende Whiskys für die kalten Tage

Whisky im Glas
Keine Frage – natürlich kann man Whisky ganzjährig genießen. Doch im Winter passt die Stimmung besonders gut.
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Winterzeit ist Whiskyzeit! Doch welcher Dram darf es sein? Unser Autor hat sich auf der Bremer Bottle Market umgesehen und gibt fünf Tipps für die Hausbar.

Der Bottle Market in Bremen findet zu einem wirklich guten Zeitpunkt statt. Mitte November ist quasi Whisky-Primetime und es ist noch genug Zeit, sich nach den Entdeckungen auf der Messe zu überlegen, welche Flasche sich am besten als Geschenk für Weihnachten eignet – bevor dann für viele im "Dry January" erstmal Pause angesagt ist. In diesem Jahr war das nicht anders – und wieder zog es Spirituosen-Liebhaber und den stern in die Stadt der Stadtmusikanten, um in die Welt der edlen Spirituosen abzutauchen.

Auch wenn der Bottle Market für sämtliche Brände ein Plätzchen bietet, haben Whiskys die Messe relativ fest in der Hand. Sich durch alle Kreationen zu probieren, ist natürlich nicht möglich, aber die riesige Auswahl erlaubt es, abseits der festgefahrenen Hausbar neue Impulse mitzunehmen. Sollten Sie auf der Suche nach einem qualitativ hochwertigen Whisky sein – für die eigene Auswahl oder als Geschenk – folgen nun fünf Tipps, die uns beim Rundgang auf dem Bottle Market begeistert haben.

Stauning Dirty Bastard Rye

Die Dänen sind experimentierfreudig – und produzieren verlässlich sehr guten Whisky. Abseits der Standard-Kollektion lädt die sogenannte "Research Series" von Meisterdestillateur Stefan Baumgart zu einem Blick über den Tellerrand ein. Dieses Jahr ganz groß: Der Stauning Dirty Bastard. Das ist ein Rye-Whisky aus roggenhaltiger Maische, den Stauning drei Mal reifen ließ. Zunächst kam das Destillat für drei bis vier Jahre in amerikanische Eiche, danach bis zu einem Jahr in alte Mezcal-Fässer und dann nochmal sechs bis zwölf Monate in "Hot Chocolate Imperial Stout"-Fässer, also Starkbierbehältnisse.

Das Ergebnis ist ein erstaunlich komplexer Whisky, der die schokoladigen Noten des Starkbiers, Zimt und Tabak gekonnt miteinander vereint. Die rauchige Note des Mezcal hält sich bei diesem Whisky im Hintergrund und übermannt die Aromen nicht zu sehr. Trotz des experimentellen Ansatzes ist das ein sehr schöner, nicht zu schwerer Whisky mit frischen Ideen.

Starward Stout Cask

Einen ähnlichen Ansatz – es scheint zu trenden – verfolgt die australische Brennerei Starward mit ihrem Stout Cask. Gleich mehrere Eigenschaften machen diesen Dram zu einer Besonderheit: Starward lagert jeden Whisky zunächst in Rotweinfässern. Dadurch ist der Grundton stets fruchtig und vollmundig. Der Stout Cask zeichnet sich dadurch aus, dass das Destillat rund 18 Monate in einem Starkbierfass ruhen durfte. Wie auch bei Stauning, ergibt sich dadurch eine schokoladige, angenehme Süße, die sich mit der Rotwein-Lagerung bestens verträgt.

Obwohl ein Starward nicht unbedingt zu den ältesten Abfüllungen gehört, sind die Whiskys erstaunlich erwachsen. Das ist auch eine Frage des Klimas, denn Starward reift seine Produkte in Melbourne, wo es zu hohen Temperaturschwankungen kommt. Dadurch passiert letztlich mehr im Fass – und die Aromen bilden sich schneller heraus als im gemäßigten Schottland.

Tamdhu 15

Wer es lieber klassisch mag, könnte bei Tamdhu fündig werden. In Fachkreisen spricht man bei dieser sehr alten, aber mehrfach stillgelegten Brennerei aus der Speyside vom "Poor Man's Macallan". Andere würden schlicht sagen, Tamdhu fliegt unter dem Radar. Sei es, wie es ist, die Produkte sprechen für sich. Ein Tamdhu reift ausschließlich in Oloroso-Sherryfässern und ist entsprechend fruchtig, mit einer Tendenz zu einer angenehmen Schwere. Als Preis-Tipp hat sich auf dem Bottle Market der 15-jährige Tamdhu gezeigt, der den Anwesenden sogar etwas besser schmeckte, als die ältere 18-Jahre-Variante. 

Geschmacklich ist Tamdhu sehr nah an Macallan, was gleichzeitig auch bedeutet, dass dies ein geschmeidiger Whisky ist, der vielen Gaumen gleichermaßen gefällt. Ein kleines Highlight im Sortiment ist der sogenannte Cigar Malt, der laut Hersteller speziell für den Genuss im Zusammenspiel mit einer Zigarre entwickelt wurde. Die neueste Ausgabe, der Cigar Malt 3, überzeugt durch ein vollmundiges, öliges Profil mit Vanille-, Karamell- und Fruchtnoten, die sich auch gegen aromatische Zigarren durchsetzen können, aber nie dominieren. Der fassstarke Blend, dem leider eine Altersangabe fehlt, ist allerdings auch recht teuer. Wem rund 250 Euro zu viel sind, der ist beim 15-Jährigen bestens aufgehoben. Dafür verlangen Händler rund 80 Euro – für heutige Whisky-Kurse ein guter Griff.

St. Kilian Mild & Fruity

Auf Messen wie dem Bottle Market sind immer mehr deutsche Brennereien zu finden – eine gute Sache, denn was hierzulande gebrannt wird, kann sich sehen lassen (hier erfahren Sie mehr). Ein grundsolider, sehr schmackhafter und gefälliger Whisky ist beispielsweise der St. Kilian Mild & Fruity. Diese Variante gehört seit geraumer Zeit zur Standard-Kollektion der Franken und überzeugt durch ein sehr rundes und leichtes Profil. St. Kilian gibt an, dass sich der Mild & Fruity aus Destillaten zusammensetzt, die zu 70 Prozent aus Eichenlagerung und zu 30 Prozent aus Sherryfässern stammen. Mit rund 46 Volumenprozent geht der Whisky runter wie Öl, ohne dabei Ecken und Kanten zu zeigen.

Pikesville Straight Rye

Der letzte Tipp schreibt sich mit "e" – denn der Pikesville Straight Rye ist ein Whiskey – also ein Amerikaner. Das Roggendestillat aus Maryland, USA, ist angenehm süß, dabei aber trotzdem recht würzig. Der Whiskey von Pikesville ist dabei sehr nah an einem Bourbon, ohne die Eigenständigkeit zu verlieren. Anders, als bei einem Jack Daniel's, finden sich viele Gewürze, Vanille und etwas Kakao am Gaumen, wer ihn arbeiten lässt, kann außerdem noch Früchte wie etwa Kirschen entdecken.

Es überrascht beinahe, dass der Pikesville Straight Rye mit 55 Prozent abgefüllt ist – Amerikaner würden sagen 110 Proof. Das ist ungewöhnlich stark für einen Rye – obwohl der Whiskey zu keiner Zeit brennt oder störend auffällt. Wer sich abseits von Scotch etwas edles in die Bar holen will, hätte hier eine überraschend gefällige Möglichkeit.

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