Modern ist er eher nicht, der Whisky. Zumindest nicht so wie Gin, der mit seinem Kompagnon Tonic seit Jahren die Beliebtheitswettbewerbe gewinnt. Auf einer anderen Skala klettert er aber seit Jahren nach oben – der Preisskala. Whisky ist zum Sammlerobjekt geworden. Die Brennereien freut's. Sie werfen regelmäßig neue limitierte Sondereditionen auf den Markt. Beim Blick auf die Mondpreise von manchen solcher Specials kann Otto-Normaltrinker allerdings der Durst vergehen.
Für besonders seltene, alte Flaschen wurden schon Summen hingeblättert, die auch einem Picasso Freude gemacht hätten. Eine Flasche Macallan 1926? Knapp 1,8 Millionen Euro zahlte 2019 ein Käufer dafür. Ein Yamazaki 55 wurde bereits für 670.000 verkauft und ein 62-jähriger Dalmore für 299.000 Euro, um nur ein paar zu nennen. Es gibt aber auch einige, für die man nicht direkt eine Hypothek aufs Haus aufnehmen muss. Vier der spannendsten Special Editions aus 2022 stellen wir hier vor.
Fünf limitierte Whisky-Editionen aus 2022
Ardbeg Fermutation
Die Geschichte hinter der limitierten Sonderabfüllung Ardbeg Fermutation ist so wild, dass man sie besser nicht erfinden könnte. Denn geboren ist diese Edition aus der Not heraus. Als vor 15 Jahren ein defekter Kessel dafür sorgte, dass die kleine Traditionsbrennerei auf Islay davor stand, große Mengen ihres Guts einzubüßen, sprang ein findiger Mann als Retter der Stunde ein.
Ardbegs Direktor für Destillation und Whisky-Kreation, Bill Lundsen, ließ kurzerhand die Gärbottiche öffnen. Der Whisky gärte sodann drei Wochen an der Islay-Luft und nicht, wie sonst in der Destillerie üblich, nur 72 Stunden. Kein Whisky in der Geschichte Ardbegs gärte länger. 13 Jahre reifte der Fermutation in ehemaligen Bourbon-Fässern. So ist auch der Name "Fermutation" zu erklären, er setzt sich aus Fermentation und Mutation zusammen.
Der Haken am Ardbeg Fermutation? Gekauft werden kann er nur über einen Umweg. Vorbehalten ist er Mitgliedern des Adberg Committees. Eine Mitgliedschaft ist aber kostenlos. Die unverbindliche Preisempfehlung lag zum Release bei 180 Euro. Inzwischen werden eher Preise über 300 Euro verlangt.
Talisker Elements 27 Jahre
Die älteste noch aktive Brennerei auf der schottischen Insel Skye? Na, klar: Talisker. Gegründet wurde das gute Stück 1831 von den Brüdern Hugh und Kenneth MacAskill. Nach deren Tod sah es lange gar nicht gut aus für die Destillerie – ein Nachfolger nach dem anderen scheiterte. Einer ging bankrott, der nächste landete im Kittchen.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts kehrte mit Alexander Grigor Allan nicht nur wieder Ruhe ein, sondern der Betrieb florierte. Heute gehört Talisker zum Spirituosenkonzern Diageo.
Der Talisker Elements wird als "Hommage an die Kraft der sich ständig verändernden Elemente auf der Isle of Skye" beworben. Es handelt sich dabei um einen dreifach gereiften 27-jährigen Whisky, in Refill-Fässern, stark verkohlten Fässern und europäischen Eichenfässern, der 1985 destilliert wurde. Limitiert ist die Edition auf 2000 Flaschen. im Shop wurde er zunächst für 495 Pfund (etwa 600 Euro) angeboten.
Laphroaig: The Ian Hunter Story
Auf Islay, dieser kleinen vom Sturm gepeinigten Insel vor Schottland steht sie, die Destillerie Laphroaig. Seit mehr als 200 Jahren wird dort Whisky gebrannt. Zunächst im Familienbetrieb, mittlerweile gehört die Marke zum Portfolio von Beam Suntory wie auch Macallan und Yamazaki. Die Serie "The Ian Hunter Story" ehrt das letzte Mitglied der Gründerfamilie Johnston, Ian Hunter, der die Brennerei zwischen 1908 und 1944 leitete.
Die Reihe soll aus fünf jährlich erscheinenden seltenen Whiskys bestehen. Jede einzelne Edition dieser Sammlung steht für einen Teil von Laphroaigs Geschichte, die jeweils in einem zugehörigen Buch erzählt wird. Mit der ersten Abfüllung, Book One: Unique Character, würdigt Laphroaig die Entscheidung Ian Hunters, für die Arbeit mit amerikanischen Weißeichenfässern. Book Two: Building an Icon erzählt unter anderem von Hunters "innovativen Ansatz bei der Whiskyherstellung". Book Three: Source Protector feiert Hunters Einfluss auf die Marke Laphroaig, die bis heute fortbesteht.
Im Herbst 2022 stellte Laphroaig nun Book Four: Malt Master vor. Der torfig-süße Whisky reifte 34 Jahre lang in alten Oloroso Sherryfässern. Er ehrt Hunters Einfluss auf den charakteristischen Geschmack Laphroaigs. Das Sammlerstück gibt es ebenfalls nur in limitierter Auflage. Das kostet. Die aktuellen Verkaufspreise beginnen ab rund 1200 Euro.
Yamazaki Limited Edition Tsukuriwake Selection
Dass in Japan überhaupt Whisky produziert wird, dass ist zuallererst einem Mann zu verdanken: Shinjiro Torii. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, "einen wahrhaft japanischen Whisky zu kreieren", inspiriert von dem traditionell schottischen. 1923 gründete er die erste Single-Malt-Destillerie des Landes in der Nähe von Kyoto. Damals hieß das Unternehmen noch nicht House of Suntory sondern Kotobukiya. Die Brennerei am Fuße des Berges Tennozan auf der Insel Honshu gilt heute als Geburtsstätte des japanischen Whiskys und der Yamazaki als einer der besten Single Malts der Welt.
2020 brachte Yamazaki den ersten Teil der jährlich erscheinenden Edition Yamazaki Limited Edition Tsukuriwake Selection auf den Markt. "Tsukuriwake" bedeutet etwa "Kunstfertigkeit durch Vielfalt in der Herstellung." Auch die zweite Kollektion besteht wieder aus vier Yamazaki-Flaschen – Puncheon, Spanish Oak Peated Malt und Mizunara. Der Selection wird ein hoher Sammlerwert zugewiesen. Aktuell werden Preise um die 10.000 Euro-Marke aufgerufen.
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