Verrückte Mission Texaner will alle Starbucks-Filialen der Welt besuchen

Vor 17 Jahren nahm ein junger Amerikaner sich vor, alle Filialen des US-Coffeeshop-Betreibers Starbucks zu besuchen. Damals hatte er keine Ahnung, worauf er sich eingelassen hatte.

Seine Idee hat ihn bislang mehr als 100.000 US-Dollar gekostet. Und dabei wird es nicht bleiben, denn Winter, wie der kaffeeverrückte Texaner sich nennt, ist noch lange nicht am Ende seiner Mission angelangt. Ob er sie jemals beenden wird, ist ohnehin fraglich: Der 42-jährige Software-Programmierer hat sich vorgenommen, alle Starbucks-Filialen dieser Welt zu besuchen. Das sind sehr, sehr viele. Bisher konnte er 11.733 Läden von seiner Liste streichen, berichtet die britische Zeitung "The Telegraph" - 9301 in den USA, 2471 in anderen Ländern. Insgesamt sind es momentan aber schon mehr als 17.000 Ziele, die er ansteuern müsste, und ständig werden es mehr: Starbucks wächst rasant. Pro Jahr, so lautet der Plan, sollen weltweit 1500 bis 1600 neue Standorte hinzukommen. Das wird für Winter also weiterhin ein teures Hobby bleiben.

Wäre ihm diese seltsame Idee bei einem Schnaps gekommen, könnte man von einer Schnapsidee sprechen. Alkohol war aber wohl nicht im Spiel, sie sei ihm beim Kaffeetrinken gekommen, sagt er. Das war vor 17 Jahren, 1997. Winter, der tatsächlich mit vollem Namen so heißt und irgendwann seinen alten Namen Rafael Lozano ändern ließ, saß in einem Starbucks in Plano, Texas. Damals war er Mitte 20 und unbedarft - und Starbucks längst nicht so groß, wie es heute ist. Worauf Winter sich eingelassen hatte, konnte erdamals noch nicht erahnen. "Meine ursprüngliche Motivation war der simple Wunsch, etwas Einmaliges zu zustande zu bringen", schreibt er auf seiner Website Starbuckseverywhere.net, was vage klingt und vage bleibt.

Keine Umkehr mehr

1997 wirkte das Unterfangen noch überschaubar, eine Mission possible. Winter hatte mit einem Barista vor Ort gesprochen. Zu dem Zeitpunkt hatte die Kaffeehaus-Kette vielleicht 1500 Standorte, schätzte dieser - vorwiegend in den USA, einige wenige in Kanada, Großbritannien und Japan. Wenn er damals gewusst hätte, wie groß Starbucks später werden würde, hätte er es sich womöglich anders überlegt, sagt Winter heute - und vielleicht nicht unbedingt jede Filiale weltweit als Ziel definiert. Womöglich hätte er sich auf die USA und Kanada beschränkt.

Jetzt aber gebe es keine Umkehr mehr. Was sich im Kopf festgesetzt hat, ist dort nicht mehr herauszubekommen. Mittlerweile hat Winter außerhalb der USA mehr als 30 Staaten bereist, und das Ganze mache ihm auch Spaß, schreibt er auf seiner Website - das Reisen, das Fotografieren und die puzzle-artige Herausforderung. Da nicht davon auszugehen sei, dass die berühmte Kaffeehaushette in absehbarer Zeit schließe, könne er sich vorstellen, auch als alter Mann noch neue Starbucks-Filialen zu besuchen, sagte er dem "Telegraph". Eine Beschränkung gibt es aber: Winter besucht nur firmeneigene Shops - Franchise-Filialen zählen nicht.

Mission als Selbstzweck

Jeden Besuch einer Filiale dokumentiert Winter mit einem Foto oder Selfie. Einmal habe er sogar 1400 Dollar für ein Flugticket ausgegeben, um noch einen Shop in British Columbia zu besuchen, bevor dieser dicht machte.

Die Mission ist längst zum Selbstzweck geworden. Der Starbucks-Kaffee selbst scheint Winter nicht besonders zu überzeugen. Eine seiner Regeln hat er inzwischen dahingehend gelockert, dass er pro Filiale nur eine Kaffeeprobe nehmen muss, damit der Besuch zählt - ein Minimum für jemanden, der nach eigenen Angaben täglich zehn Tassen Kaffee trinkt. "Ich respektiere Starbucks für seinen Geschäftssinn, seinen Kundenservice und die Annehmlichkeiten wie saubere Toiletten und WLAN", sagt er. Aber einfach so, zum Kaffeetrinken und Verweilen, würde er nicht dorthin gehen. Er besucht die Kette nur noch, um einen weiteren Shop von seiner Liste zu streichen.

Sonja Helms

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