Seit zehn Jahren vergibt der stern regelmäßig ein Stipendium an einen Fotografen oder eine Fotografin. Die jungen Bildjournalisten arbeiten ein Jahr lang fest in der Redaktion. Hier erzählen sieben von ihnen über ein Foto, das ganz besonders für sie war.
Das Foto meines Lebens Sieben stern-Stipendiaten über Bilder, die ihnen in Erinnerung bleiben werden

Jonas Wresch
Ich habe viele Demos begleitet, aber diese war anders. Es war der G20-Gipfel in Hamburg, Autonome und Polizei standen sich in Reihen gegenüber. Dann gab es einen Schlag, und von einer Sekunde auf die andere änderte sich alles. Die Polizei ging in die Menge, da war reine Gewalt. Der Mann auf dem Foto wollte einem ohnmächtigen Freund zu Hilfe eilen. Kurz darauf lag auch er am Boden, den Polizeistiefel im Rücken. Ich war auf dem Asphalt auf seiner Augenhöhe. Man hat das Gefühl, dass er von da unten etwas rufen will. Es ist mir wichtig, dass man etwas spürt, gleich im ersten Moment, wenn man auf ein Bild blickt. Emotionalität, zugespitzt auf eine Doppelseite, das ist für mich eine stern-Geschichte. Demos fotografiere ich heute nicht mehr oft. Dicht dran zu sein, das habe ich beibehalten.
© Jonas Wresch