Die Serie von Brandsatz-Attacken gegen die Bahn reißt nicht ab. In Berlin wurden am Dienstag an einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt im Südosten der Stadt im Abstand weniger Meter drei Brandsätze gefunden, sagte ein Polizeisprecher. Auch unweit des Tunnels zum Hauptbahnhof, in dessen Nähe am Montag Behälter mit brennbarer Flüssigkeit gefunden worden waren, fanden Bahnmitarbeiter erneut einen Brandsatz. Verletzt wurde bisher niemand.
In den Behältern sei nach ersten Informationen der Bahn die gleiche Flüssigkeit wie in Behältern, die am Montag in der Nähe eines Tunnels zum Hauptbahnhof sichergestellt worden waren. Womöglich handelt es sich um Benzin.
"Die Deutsche Bahn ist Opfer extremistischer Täter. Unsere Kontrollen haben jedoch gegriffen", sagte Gerd Neubeck, Leiter der Bahn-Konzernsicherheit. "Grundsätzlich ist und bleibt die Bekämpfung gewaltbereiter Gruppen Aufgabe des Staates." Festnahmen gab es bislang nicht, sagte ein Polizeisprecher in Berlin.
Verhinderte der Regen die Explosionen?
Die neuen Brandsätze in Berlin sollten Versorgungsleitungen treffen, vermutet die Polizei. Spezialisten machten sie unschädlich. Die Behälter wurden abtransportiert und sollen nun kriminaltechnisch untersucht werden. Möglicherweise hat das Regenwetter die Zündung verhindert.
Der Zugverkehr war und ist imer wieder unterbrochen. Betroffen waren und sind nach Angaben der Bahn mehrere Berliner S-Bahnlinien und Regionalzüge und nun auch wieder Fernzüge. Ein Sprecher sagte, man suche nach möglichen weiteren Brandsätzen. Zum neuen Fall gebe es bisher kein Bekennerschreiben, hieß es bei der Berliner Polizei.
Nach dem Brandanschlag auf Kabel auf der Bahnstrecke Berlin-Hamburg am Montag war ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Eine linksextreme Gruppe hatte gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan protestiert. In der im Internet veröffentlichten Erklärung hieß es, "Sabotagehandlungen an mehreren Kabelschächten" sollten die Hauptstadt "in den Pausenmodus" zwingen.
300 Züge ausgefallen oder verspätet
Durch den Brandanschlag auf der Strecke nach Hamburg und dem Fund in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs verspäten sich seit Montag hunderte Züge um teils weit mehr als eine Stunde. Es gibt auch Komplettausfälle. Betroffen waren hauptsächlich Züge in Berlin und Brandenburg sowie die Strecke Berlin-Hamburg.

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Durch einen "Dominoeffekt" kamen auch Fern- und Regionalzüge Richtung Westen und Süden nicht pünktlich an. Kleinere Störungen werde es bis Mittwoch geben, sagte ein Bahnsprecher.
"Es ist Gewalt gegen uns alle"
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte in der RBB-Abendschau: "Es ist großer Unsinn, wenn Linksextremisten sagen, dass sie keinem Menschen schaden wollen. (...) Es ist Gewalt gegen uns alle."
Die Gewerkschaft der Polizei forderte mehr Personal für Verfassungsschutz und polizeilichen Staatsschutz. Die Politik müsse die Warnungen des Verfassungsschutzes ernst nehmen. "Auch der RAF-Terror hat mit der verharmlosenden sogenannten Gewalt gegen Sachen begonnen", sagte der Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. "Später wurden Menschen ermordet."