Der wiedergewählte Vorsitzende des Landesschülerrats von Mecklenburg-Vorpommern, Felix Wizowsky, hat eine unzureichende Berücksichtigung jugendlicher Belange bei politischen Entscheidungen beklagt. "Es gibt ein generelles gesellschaftliches Problem mit der Wahrnehmung der jungen Generation in der Politik. Der Fokus der Politik liegt einfach nicht auf jungen Menschen", sagte der 18-jährige Schüler aus Tribsees (Landkreis Vorpommern-Rügen) im Gespräch (Dienstag-Ausgabe) mit der Nordkurier-Mediengruppe, in der neben dem "Nordkurier" auch die "Schweriner Volkszeitung" erscheint.
Auch an den Schulen blieben die Möglichkeiten der Mitsprache oft hinter den Erwartungen zurück. Viele Schüler wollten mitreden, ihre Meinung einbringen und mitbestimmen. Viel zu oft stehe das nur auf dem Papier und werde nicht gelebt. "Es reicht nicht, wenn Schüler nur angehört werden. Sie müssen wirklich Einfluss nehmen können, damit ihre Perspektive auch tatsächlich in Entscheidungen einfließt. Je mehr die Schüler beteiligt werden, desto besser werden die Ergebnisse akzeptiert", zeigte sich Wizowsky überzeugt.
Mitentscheiden bei Handynutzung an Schulen
Als Beispiel nannte er die Debatte um ein Handyverbot an Schulen. "Jeder kann sich vorstellen, dass eine Regel, die man selber mitentschieden hat, auch wohl eher von einem eingehalten wird", sagte Wizowsky. Dass Handys im Unterricht in aller Regel nichts zu suchen hätten, bedürfe keiner großen Diskussion. "Es geht um die Verwendung außerhalb des Unterrichts, etwa in Pausen. Und da ist ein Verbot gerade für ältere Schüler schon ein gravierender Eingriff. Wenn man schon solche Entscheidungen treffen möchte, dann bitte nur mit uns", forderte der Schülersprecher.
Das Bildungsministerium in Schwerin überlässt es weiterhin den Schulen, ihre Regeln zum Umgang mit privaten Smartphones festzulegen, hat dazu aber klare Empfehlungen gegeben. So sollen in den Klassenstufen eins bis neun während des gesamten Schulbetriebs grundsätzlich keine privaten Handys genutzt werden.
Wieder mehr Interesse an Mitarbeit in Schülerräten
Das politische Interesse und die Bereitschaft, sich selbst zu beteiligen, nehme zu. Es engagierten sich wieder mehr junge Schülerinnen und Schüler in den Schülerräten. Das Landesschulgesetz sehe auch eine Reihe wirklich guter Mitwirkungsregeln für Schüler vor. "Das ist super, was da drinsteht. In der Realität findet es aber viel zu oft nicht statt", beklagte Wizowsky.
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Die Schülervertretung werde zwar auf Landesebene meist ernst genommen. "In der eigenen Schule oder außerhalb des Bildungsministeriums sieht das viel zu oft ganz anders aus." Politische Bildung an der Schule funktioniere auch ganz praktisch über Teilhabe an Entscheidungen. "Hier gibt es großen Nachholbedarf, und das so gut wie möglich zu ändern, ist ein wichtiges Ziel des Landesschülerrats", erklärte Wizowsky.
Nach seiner Wiederwahl auf der Vollversammlung vom 8. bis 10. Dezember in Rostock-Warnemünde hatte er betont: "Wir erwarten, nicht erbitten, dass wir in alle Entscheidungen einbezogen werden, die das Thema Schule betreffen. Bildung kann nur erfolgreich gestaltet werden, wenn diejenigen gehört werden, die sie täglich erleben."