Eigentlich geht es nur um eine Waffe, eine halb automatische Pistole der Marke Glock. Und um Ingo K., der diese Waffe nicht mehr besitzen darf. Aber am Morgen des 20. April 2022 fahren 14 SEK-Beamte und zwei gepanzerte Fahrzeuge nach Bobstadt, einem Stadtteil von Boxberg in Baden-Württemberg, zum Haus von Ingo K., einer Art Selbstversorgerhof, in dem er mit seinem Sohn lebt. K. gilt als waffenrechtlich unzuverlässig, fiel den Behörden mit radikalen Äußerungen auf. Im Sommer 2021 hätte K. den Behörden seine Pistole aushändigen sollen. Weil er das nicht tat, will die Polizei sie beschlagnahmen. Trotz Blaulicht, Martinshorn, lauten Rufen – K. reagiert nicht.
Besuch am Tatort Das kleine Reich von Boxberg: Wie sich mutmaßliche Reichsbürger radikalisieren – und Schüsse auf Polizisten rechtfertigen
Heiko A., Ingo K.s Vermieter, vor der Ruine seines Hauses. Auf dem Pulli prangt die Rune Irminsul. Das Symbol wird auch in der rechten Szene verwendet. Mit der habe er nichts zu tun, sagt A.
© Nico Kurth
Nachbarn beschreiben Ingo K. als unauffällig und freundlich. Nun steht er vor Gericht – weil der mutmaßliche Reichsbürger versucht haben soll, Polizisten zu erschießen. Der Fall zeigt, wie die Szene ihre Gewalt legitimiert.