Viertel in Kopenhagen Erst kamen Hippies, dann die Gangs. Jetzt überschwemmen Touristen Christiania

Nach Jahrzehnten des Cannabishandels und der Bandengewalt will Christiania sein Image ändern – doch der Verlust der ursprünglichen Hippie-Ideale droht. Wohin geht die Reise?
Die Pusher Street in Christiania
Früher wurde hier Marihuana verkauft. Heute schlendern Touristen die Pusher Street in Christiania entlang oder kaufen Zimtschnecken am Kiosk
© Rune Weichert / stern

Wer den verwitterten Holzbogen passiert, lässt die Europäische Union hinter sich. Denn auf dessen Rückseite ist zu lesen: "You are now entering the EU". Die Menschen, die jenseits dieses Bogens leben, verstehen sich also nicht als Teil der Union, sondern als Bewohner einer alternativen Welt im Herzen von Kopenhagen: der Freistadt Christiania.

Nach nur wenigen Schritten erfasst den Besucher die Atmosphäre dieser Welt: bunt bemalte Steinhäuser, Händler, die versuchen, den vorbeiziehenden Touristen selbst gemachten Schmuck anzudrehen, Marihuana-Motive links und rechts.

Ein Schild mit der Aufschrift "You are now entering the EU"
Auf dem Weg raus aus Christiania erfahren die meisten Besucher, dass man wieder den Boden der Europäischen Union betritt – zumindest sehen das die Bewohner Christianias so
© Rune Weichert / stern

Und dann, zwischen einem vanillegelben, mit Wandmalereien verzierten Steinhaus und einem Imbiss, dieser staubige Sandweg mit Baustellenatmosphäre. Bunte buddhistische Gebetsfahnen sind über ihn gespannt. Bis vor etwa einem Jahr war dies die wohl berüchtigtste Straße Dänemarks. Manche würden sogar sagen: die gefährlichste. Willkommen in der Pusher Street, jahrzehntelang Zentrum des Cannabishandels in Christiania.