Der Tag, nach dem sich viele so lange gesehnt haben, kommt. Manche sehen im 3. April einen "Freedom Day", einen Tag der Freiheit, an dem in den allermeisten Bundesländern fast alle Corona-Schutzmaßnahmen fallen. Jetzt entscheidet jeder selbst. Zum Beispiel, ob er im Supermarkt Maske tragen möchte oder nicht. Eigenverantwortung ist das Wort der Stunde.
Eigentlich ist es das Wort der letzten zwei Jahre. Auch in Phasen der Pandemie, in denen zwischenzeitlich wieder vieles möglich war, zum Beispiel Feiern in größeren Gruppen, bedeutete das nicht, dass es auch klug war, sich mit mehreren Dutzend Personen in Innenräumen ohne Maske und Abstand zu treffen. Abwägen und Vorsicht waren gefragt. Und Eigenverantwortung.
Dass die – zumindest als Slogan – gut ankommt, zeigte nicht zuletzt der erfolgreiche Bundestagswahlkampf der FDP. Fast schon mantraartig sangen die Liberalen das Lied von Freiheit und Eigenverantwortung. Sie fanden damit nicht nur bei Wählern Gehör, sondern auch in der Koalition.
Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei
Ganz gleich, wie man zum Wegfall der Maßnahmen steht, ob man sie für verfrüht und verantwortungslos oder für längst überfällig hält, wichtig ist, dass wir als Gesellschaft einen guten Umgang damit finden. Und dass aus Eigenverantwortung kein purer Egoismus wird. Denn auch wenn es sich beim Einkaufen, in Restaurants und Clubs bald wie eine neue, alte Normalität anfühlen mag, so leben wir immer noch in einer Pandemie. "Die Gefahr, sich jetzt noch zu infizieren, ist so hoch wie nie zuvor", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jüngst und appellierte an alle Menschen im Land: "Bitte tragen Sie freiwillig Masken in Innenräumen." Auch Wissenschaftler raten dazu.
Ein besonderer Fokus der gesellschaftlichen und politischen Debatte der vergangenen Monate lag auf den Impfunwilligen. Menschen, die der Risikogruppe angehören, bekamen kaum Aufmerksamkeit. Das ist fatal. "Ich fühle mich ungehört, wenn die Lösung sein soll, dass ich und Menschen aus der Risikogruppe sich weiter einschränken sollen", sagt etwa Michelle Schindlmeier im Gespräch mit dem stern. Die 25-Jährige hat eine schwere Lungenkrankheit. Wer weiterhin vorsichtig ist und Maske trägt, schützt auch Menschen wie sie. Wer plant, seine betagten Großeltern zu besuchen, der sollte sich davor weiterhin mit Kontakten zurückhalten und sich testen.
Und wenn mehr und mehr Menschen in die Büros zurückkehren, sollte gelten: Wer sich nicht ganz wohl fühlt oder besonders risikoreiche Begegnungen hatte, der bleibt besser erstmal daheim. Die Pandemie hat in vielen Berufsfeldern gezeigt, dass Homeoffice möglich ist.
Widerstand gegen den Piks: Das sind die bekanntesten Impfskeptiker im Weltsport

Wir sollten unkompliziert, unbürokratisch und, ja, eigenverantwortlich mit diesen Herausforderungen umgehen in der kommenden Zeit. Und mit gegenseitigem Respekt. Es darf sich niemand unwohl fühlen oder rechtfertigen müssen, weil er Maske trägt. Wer eigenverantwortlich handelt, steht für die Folgen seines eigenen Tuns ein. Er muss mit den Konsequenzen klarkommen. Die betreffen, gerade in einer Pandemie, in der Regel immer auch andere.