Erschreckende Recherche Dating-App Grindr enthüllt HIV-Daten von Nutzern

Die Dating-App Grindr steht bei Datenschützern in der Kritik.
Die Dating-App Grindr steht bei Datenschützern in der Kritik.
© Imago Images
Die Dating-App Grindr ist in der queeren Community beliebt. Nun zeigt eine Recherche, dass die App sensible Gesundheitsdaten seiner Nutzer an Dritte weitergeben soll, darunter den HIV-Status.

Sternzeichen, Lieblingsessen, sexuelle Vorlieben – Nutzer von Dating-Apps verraten viel über ihr Privatleben. Wie viel man auf seinem Profil offenlegt, entscheidet immer noch jeder selbst. Klar ist aber auch, wer etwas über sich erzählt, erhöht vermutlich seine Chancen auf dem Beziehungsmarkt.

Die App Grindr ist vor allem unter Homosexuellen, Bisexuellen und Transmännern beliebt. In der Anwendung können Nutzer auch angeben, ob sie HIV-positiv oder -negativ getestet wurden. Und genau diese sensiblen Daten scheinen vonseiten des Unternehmens nicht vertraulich behandelt zu werden: Eine Recherche von "ZDF heute" enthüllt, dass Grindr sensible Daten wie den HIV-Status mit Drittunternehmen geteilt hat. Die App machte diesen Vorgang sogar in ihren neuen Datenschutzrichtlinien publik.

Grindr versichert Verschlüsselung der Daten

Die Daten werden der Recherche zufolge mit dem Dienstleister Amazon Web Services geteilt, eine Tochter-Firma des Versandriesen Amazon. Zudem soll noch ein Unternehmen Zugriff auf die Daten haben, das für den Kundensupport von Grindr zuständig ist. Ein Sprecher des Unternehmens versicherte gegenüber dem "ZDF", dass die sensiblen Daten verschlüsselt seien: "Amazon Web Services kann nicht auf die Daten zugreifen, die wir bei ihnen hinterlegen."

Schon 2021 hat die norwegische Datenaufsichtsbehörde Grindr mit einer Millionenstrafe belegt, weil die Applikation gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen hatte. 6,4 Millionen Euro musste das Netzwerk damals zahlen, weil die App unter anderem den GPS-Standort, Alter, Geschlecht und IP-Adresse der Nutzer weitergegeben hatte. Die erforderliche Zustimmung dafür sei nach Angaben der norwegischen Behörde Detailsynet nicht eingeholt worden, obwohl es die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) so vorsieht.

Kürzlich stand die App in den USA in der Kritik, weil eine amerikanische Organisation Daten der App kaufte, um die sexuelle Orientierung queerer katholischer Priester zu outen. Nach Recherchen der Washington Post sind die Daten dieser Priester an mehrere Bischöfe im Land weitergegeben worden.

Datenschützer sehen Grindr kritisch

Grindr hat laut eigenen Angaben durchschnittlich 10,8 Millionen monatliche Nutzer, von denen die meisten 35 Jahre alt oder jünger sind. Datenschützer sehen das Teilen sensibler Daten auf Dating-Apps kritisch: "Diese Daten sind so hochsensibel und schutzwürdig, dass ich eine Erhebung verantwortungslos finde", sagte Anke Domscheit-Berg, die digitalpolitische Sprecherin der Linken, gegenüber dem "ZDF". Insbesondere bei Personen, deren sexuelle Orientierung nicht öffentlich bekannt ist, rät die Politikerin davon ab, Grindr zu nutzen. Tun sie es doch, sollten diese ihrer Auffassung nach eine möglicherweise bestehende HIV-Infektion nicht in ihrem Profil angeben.