Als der Regen nicht mehr aufhörte und der Pegel der Ahr immer höher stieg, baute Lucas Bornschlegl etwa 1200 Kilometer vom steigenden Flussbett entfernt sein Zelt auf. Mit einem Freund wollte er in Südfrankreich Urlaub machen. Über die sozialen Medien erfuhr Bornschlegl, was sich in seiner Heimat zusammenbraute. Die beiden Männer packten ein und fuhren zurück. Zu Hause meldete Bornschlegl sich bei der freiwilligen Feuerwehr, Löschgruppe Karweiler. "Das Ausmaß der Zerstörung war unglaublich", sagt Bornschlegl.

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"Es gab kein Wasser, keinen Strom, kein Licht. Wir wussten nicht, wie viele Leichen es gibt und wo sie liegen." Als die Feuerwehr den Auftrag bekam, in anderen Orten zu helfen, blieb Bornschlegl in Ahrweiler. Er organisierte einen Generator und einen Wassertank, stellte eine Dusche auf. Die Menschen hätten vor Dankbarkeit geweint, als sie sich den Schlamm von ihren Händen waschen konnten. Oder Strom für ihre Handys bekamen, damit sie ihre Kinder anrufen konnten, um ihnen zu sagen: "Ich lebe!"
Noch immer geben die Helfer 400 Mahlzeiten täglich aus
Nach und nach baute Bornschlegl gemeinsam mit Helfern und Anwohnern auf dem ehemaligen Campingplatz an der Ahr ein kleines Dorf auf. Eine kostenlose Versorgungsstelle, ein Treffpunkt. Anfangs gaben sie täglich bis zu 1200 Mahlzeiten aus, jetzt sind es noch bis zu 400. Es gibt einen Waschsalon und einen Werkzeugverleih, eine Ergotherapeutin, einen Friseur. Freitags läuft Kino für die Kinder.
Bornschlegl ist zum Koordinator des Camps geworden. Ende August haben sie in Ahrweiler einen Verein gegründet: die Ahrche. Der Verein trägt das Camp, sammelt Spenden für neue Projekte. Gerade hat der Verein in mehr als tausend Haushalten Wärmepumpen als Heizungsersatz anbringen lassen. Bornschlegl selbst wird den Winter in einem Wohnwagen auf dem Dorfplatz verbringen. Er sagt: "Unsere Aufgabe ist erst erfüllt, wenn dieses Camp nicht mehr benötigt wird."