Tipps auf Reddit Ich muss das alles gar nicht machen?!

Man muss gar nicht immer alles machen?! Wie befreiend!
Man muss gar nicht immer alles machen?! Wie befreiend!
© ImageBROKER/Oleksandr Latkun / Imago Images
Es gibt Dinge, die man leider machen muss: Arbeiten, Steuern zahlen, an die Kehrwoche denken. Aber manche angeblichen Pflichten sind auch nur in unserem Kopf.

Was man nicht alles tun muss! Zu so vielen Dingen fühlen wir uns tagtäglich verpflichtet – und leider sind viele davon eben wirklich verpflichtend. Aber manche fallen auch eher in die Kategorie "Erwartungen" oder "soziale Konstrukte" – und wenn man einmal in Ruhe darüber nachdenkt, tief durchatmet und beschließt, etwaige Irritationen einfach in Kauf zu nehmen, dann kann man sich von viel Ballast befreien.

Nicht machen ist oft eine simple Option

Auf der Plattform Reddit haben kürzlich Menschen aufgelistet, was sie erst spät im Leben als optional erkannt haben. Hier lassen wir Sie an den wichtigsten Erkenntnissen teilhaben:

1. Zu allem eine Meinung äußern

Gerade in der aktuellen Zeit, in der man sich scheinbar ständig positionieren muss, trauen manche Menschen sich kaum, zu etwas keine Aussage zu machen. Oder sich und anderen einzugestehen, dass sie vielleicht gar nicht genug zu einem Thema wissen, um dazu eine fundierte Meinung zu haben. Das Befreiende: Das muss man auch gar nicht. Es ist vollkommen in Ordnung zu sagen: "Damit habe ich mich noch nicht genug beschäftigt – dazu kann ich nichts sagen." 

"Ich wünschte, mehr Menschen könnten ihre Unwissenheit eingestehen und in gutem Glauben Fragen stellen, wenn sie sich unwissend fühlen. Das Internet hat unsere Fähigkeit, einfach einen Experten zu fragen, fast vollständig ruiniert – wir alle glauben, wir müssten selbst recherchieren", schreibt ein Nutzer auf Reddit.

2. Die Tür öffnen, wenn es klingelt

Man kennt es: Es klingelt an der Tür, obwohl man niemanden erwartet. Meist ist es der Paketbote, der etwas für den Nachbarn abgeben will. Man nickt, obwohl man eigentlich keine Lust hat. Oder es sind Vertreter, die einem Glasfaseranschlüsse aufschwatzen wollen. Oder die Zeugen Jehovas. Oder dieser eine Kumpel, der sich langweilt und nichts davon hält, seinen Besuch vorher telefonisch anzukündigen. Dabei möchte man eigentlich nur in Wollsocken auf der Couch lümmeln. Dabei zwingt einen doch niemand, zur Tür zu gehen! Niemand hat das Recht, einen in der knappen Freizeit in der eigenen Wohnung zu behelligen, basta.

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"Das hat mich echt getroffen", schreibt eine Reddit-Nutzerin. "Ich unterhielt mich neulich mit meiner Nachbarin und sie meinte, dass in der Gegend in letzter Zeit viele Vertreter unterwegs seien. Ich erzählte ihr, dass einige Internet- und Mobilfunkverträge oder Schädlingsbekämpfungsdienste anboten. Sie schaute mich an, als hätte ich drei Köpfe und fragte mich, warum ich Fremden die Tür öffnen würde. Das hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht – wie sehr wir darauf programmiert sind, die Tür zu öffnen."

3. Alle Einladungen annehmen

Vor lauter Arbeit und Familienstress sieht man Freunde und Bekannte zu wenig – das Gefühl kennen sicher viele. Auch aus schlechtem Gewissen heraus ergreifen manche Menschen daher reflexhaft jede Gelegenheit für gemeinsame Treffen – Partys, Weihnachtsmarktbesuche, Geburtstage, Hochzeiten, Firmenevents – auch, wenn sie eigentlich gar keine Energie dafür und noch weniger Lust darauf haben. Aber wäre es nicht eigentlich für alle Beteiligten fairer, klar zu sagen: "Danke für die nette Einladung, aber ich schaffe es nicht!", ganz ohne weitere Erklärung oder Entschuldigung?

"Der Hinweis, dass man keine Begründung angeben muss, ist einfach super. Obwohl ich den Drang oft nicht unterdrücken kann, das doch zu tun und irgendeine Ausrede murmele", schreibt jemand auf Reddit. "Meistens ist es dem Gegenüber aber völlig egal, dass man keine Begründung hat. Sie wollten einfach nur ein Ja oder Nein hören."

4. Small Talk betreiben

Da steht man gemeinsam mit einem entfernten Bekannten oder einem Kollegen irgendwo herum, meistens wartet man auf etwas oder auf jemanden, und weiß eigentlich nicht, worüber man reden soll. Und dann entpuppt sich das Gegenüber auch nicht gerade als Plaudertasche. Im Schweiße des Angesichts versucht man, höflichen Small Talk zu betreiben, und erntet ein lustloses "Ja", "Nein" oder "Vielleicht". Dabei ist niemand verpflichtet, unangenehme Stille mit Gesabbel zu füllen. Speziell, wenn man die ganze Arbeit allein machen muss. Schweigen ist völlig in Ordnung!

"Ich musste das mal einer Freundin von mir beibringen", schreibt eine Reddit-Nutzerin. "Wir fuhren zusammen zurück zur Uni, und nach etwa fünf Sekunden Stille rief sie: 'Oh, guck mal, eine Kuh!', als ob wir nicht die letzten zwanzig Minuten an Kühen vorbeigefahren wären. Sie glaubte, jede Sekunde Stille sei unangenehm."

5. Kontakt mit Familienmitgliedern halten, obwohl sie einem nicht guttun

Die Großtante, die bei jeder Gelegenheit den eigenen Lebenswandel kritisiert. Der Onkel, der rassistische Sprüche reißt. Die Oma, die permanent fragt, wann endlich Nachwuchs geplant ist. Der Vater, der unverhohlen den Partner oder die Partnerin bepöbelt – alles Menschentypen, mit denen man ungern Kontakt zu viel haben möchte. Und meist quält man sich da durch, nickt und lächelt mit zusammengebissenen Zähnen, wechselt diplomatisch das Thema oder bricht einen Streit vom Zaun. Alles: anstrengend. Mit unangenehmen Menschen muss man sich nicht abgeben. Auch nicht, wenn sie zur Familie gehören.

"Ich bin mit engen familiären Bindungen aufgewachsen, die ich auch immer noch habe, aber als ich endlich begriffen habe, dass es in Ordnung ist, Abstand von Menschen zu nehmen, die mich schlecht behandelt haben, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad, war das so befreiend und hat meiner psychischen Gesundheit enorm geholfen", schreibt ein Reddit-Nutzer.

6. Bügeln

Manche Menschen bügeln sogar Bettwäsche oder Socken, andere wiederum holen Brett und Eisen nur dann hinter dem Schrank hervor, wenn es um Hemden, Jacketts oder Anzughosen geht. Spaß macht die Tätigkeit allerdings wohl den wenigsten. Dabei gibt es inzwischen auch formelle Kleidung, die nicht gebügelt werden muss – man kann sich einfach mit Dingen eindecken, die Zeit und Nerverei sparen! Und alles andere könnte man ohne schlechtes Gewissen ja auch einfach mal in die Reinigung geben, von wo man es glatt und sauber zurückbekommt.

"Ich besitze zwei komplette Anzüge – einen dunkelgrauen Dreiteiler und einen hellgrauen Zweiteiler –, eine Khakihose und zwei Hemden, die in der Reinigung gebügelt und gestärkt wurden. Sie hängen zusammen mit ein paar Krawatten und dem nötigen Zubehör in meinem Kleiderschrank. Alles andere ist maximal 'Business Casual'. Wenn etwas nicht knitterfrei aus dem Trockner kommt und man es aufhängen kann, trage ich es nicht. Ich besitze nicht einmal ein Bügeleisen", schreibt jemand auf Reddit.

7. Sich für die Gefühle der anderen verantwortlich fühlen

Manchmal beobachtet man Menschen – oft solche, die man gern hat – dabei, wie sie unglücklich sind und bleiben. Das schmerzt und kann die eigene Laune in den Keller sinken lassen. Vor allem, wenn man Hilfe und Rat angeboten hat und beides nicht angenommen wurde. Dann befreit die Erkenntnis, dass erwachsene Menschen in der Lage sein sollten, selbst zu erkennen, was ihnen hilft und es ihre eigene Entscheidung ist, entsprechend zu handeln – oder nicht. Man hat versucht zu helfen, man ist mit einem offenen Ohr zur Stelle – aber mehr kann man gerade nicht tun. Es ist anstrengend genug, mit den eigenen Gefühlen umzugehen.

"Es ist ihre Aufgabe, mit ihren Gefühlen umzugehen, nicht meine", so ein Reddit-Nutzer. "Andersherum habe ich aber auch erkannt, dass ich für meine eigenen Gefühle verantwortlich bin und sie niemand anderem aufbürden kann."

8. Einen BH tragen

Die Dinger sind oft unbequem, engen ein, drücken hier, quetschen dort – für viele Menschen mit Brüsten gibt es kein besseres Gefühl, als nach dem Durchschreiten der Wohnungstür am Feierabend den BH vom Körper zu reißen. Inzwischen ist es zumindest unter jungen Leuten einigermaßen akzeptiert, ohne Büstenhalter unterm Shirt rauszugehen. Und warum denn nicht? Wem gegenüber ist man verpflichtet, eine bestimmte "Form" zu haben? Man zeigt ohne BH nicht mehr Haut als mit, ist nicht anständiger gekleidet. Also: Wenn man nicht gerade etwa aufgrund einer sehr großen Oberweite den BH aus Komfortgründen gern trägt, kann man ihn auch einfach weglassen!

"Ich trage in meiner Freizeit fast gar keinen BH mehr", schreibt eine Reddit-Nutzerin. "Ich habe einen Bürojob, daher muss ich leider im Büro einen tragen.  Aber selbst dafür besitze ich nicht mal einen Bügel-BH. Ich trage nur Bralettes. Ich kann dieses einengende Gefühl einfach nicht mehr ertragen."

9. Das gute Geschirr in der Vitrine verstauben lassen

In manchen Familien wird es von Generation zu Generation weitergereicht und steht dann nur im Schrank herum: Das feine Porzellanservice. Oder das gute Silberbesteck. Oder irgendetwas anderes, womöglich Wertvolles, das man sich kaum zu benutzen traut. Aber hat es so einen wirklichen Nutzen? Freut man sich daran, wenn es einfach bloß verstaubt und Platz wegnimmt? Irgendwie nicht. Dann doch lieber den eigenen Alltag zelebrieren und den Tee aus der hauchfeinen Edel-Tasse schlürfen! Dazu wurde sie schließlich einst angefertigt.

"Meine Mutter war völlig verblüfft, als ich ihr eine Tasse Tee mit dem Porzellan aus der Vitrine zubereitete. Wenn nicht jetzt, wann dann? Warum sollten wir es nicht benutzen, solange wir die Möglichkeit dazu haben?", fragt eine Frau auf Reddit.

10. Alkohol trinken

Beim Zusammensein mit Freunden, im Restaurant, auf Familienfeiern, Firmenfesten, Geburtstagen: Alkohol ist überall und scheinbar immer Pflichtgetränk. Aber das stimmt nicht. Wer keinen Alkohol mag oder ihn aus egal welchen Gründen nicht trinken möchte, hat immer das Recht dazu. Und auf dumme Fragen dazu reicht ein freundliches: "Ich möchte einfach nicht" völlig aus. Niemand ist verpflichtet, etwas zu konsumieren, das er oder sie nicht mag, und das obendrein der Gesundheit schaden und den Geist vernebeln kann.

"Ich habe ihn nie gemocht. Ich mag das Gefühl des Betrunkenseins nicht, ich mag meistens den Geschmack nicht und ich mag nicht, wie ich mich am nächsten Tag fühle. Außerdem habe ich festgestellt, dass Alkohol ein Migräne-Trigger für mich ist. Bei jeder Party werde ich gefragt, warum ich nicht trinke. Es gab schon Gerüchte, dass ich schwanger sei. Mir ist das egal – inzwischen kümmert mich das nicht mehr", kommentiert eine Nutzerin auf Reddit.  

Einfach mal etwas lassen

Natürlich gibt es noch viele weitere Dinge, die aufgelistet wurden. So wenig wie man trinken müsse, müsse man auch mit dem Rauchen oder Kiffen anfangen. Man müsse nicht mehr arbeiten, als wirklich erforderlich ist – und schon gar nicht, wenn der Chef abends um 23 Uhr nochmal anruft und Dinge fordert, die auch am nächsten Tag problemlos zu erledigen wären. Man müsse nicht heiraten und Kinder bekommen. Man müsse die Cookies auf Websites nicht akzeptieren, und nicht jedes begonnene Buch auch zu Ende lesen, wenn es einem nicht gefällt. 

Aber vielleicht haben die Beispiele Ihnen schon geholfen, mal darüber nachzudenken: Was ist eigentlich wirklich notwendig und unumgänglich – und wozu zwingen Sie sich, obwohl es gar nicht nötig ist?

Quelle:  Reddit