Da also sitzt er: der Mann, der das Land mehr als 18 Stunden lang in Atem hielt. Der den Hamburger Flughafen im vergangenen November lahmlegte. Und der die Verzweiflung eines Vaters in ein öffentliches Geiseldrama verwandelte. Salman E., 35, trägt ein navyblaues Sweatshirt und Fünftagebart, ein unauffälliger Mann. Er wirkt geradezu schüchtern, während er in Saal 337 des Hamburger Landgerichts der Anklage lauscht, die gegen ihn erhoben wird.
Keine Spur von der Raserei, die ihn bei seiner Tat mutmaßlich trieb.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Geiselnahme vor, Entziehung Minderjähriger, Verstoß gegen das Waffengesetz und Körperverletzung. Die juristischen Vokabeln kleiden in Worte, was das schrecklichste Kapitel in einem Streit sein dürfte, der seit Jahren andauert. Bereits im Jahr 2022 war gegen Salman E. ermittelt worden, schon damals wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger. Er hatte seine Tochter unberechtigt in die Türkei mitgenommen und musste dafür eine Geldstrafe zahlen, die Mutter hatte das Kind zurück nach Deutschland gebracht – sie hat nach einem Gerichtsurteil das alleinige Sorgerecht.
Das konnte Salman E. offenbar nicht akzeptieren.
Er kontaktierte die Ex-Partnerin unter falscher Identität
Laut Anklage parkte Salman E. am Abend des 4. November des vergangenen Jahres einen schwarzen Audi A4 des Carsharing-Anbieters "Miles" vor einem Haus in Stade. Dort lebt seine damals vierjährige Tochter und deren Mutter. Bei sich soll Salman E. eine Pistole getragen haben, Typ KSN Industries, 9mm Luger. Die Ermittler sind überzeugt: Er hatte einen Plan.