Stern-Chefredakteur Die Macht der Hoffnung in schwierigen Zeiten: Gregor Peter Schmitz über den neuen stern

Das aktuelle Stern Cover mit einer Illustration von Jesus
Das aktuelle Stern Thema zum Thema: " Die Macht der Hoffnung"
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In der Weihnachtswoche steht die neue stern-Ausgabe im Zeichen von Versöhnung und Zuversicht. Chefredakteur Gregor Peter Schmitz erklärt, warum das gerade aktuell wichtig ist – und warum ein einfaches "Sorry" manchmal Wunder bewirken kann.

Viele von uns werden in diesen Tagen über das Kind aus Bethlehem sprechen, singen, nachdenken. Mein Kollege Stefan Schmitz hat es besucht, er beginnt seinen Bericht mit diesen Worten: "Das Kind in Bethlehem liegt geborgen in einer Krippe aus Plastik. Die roten Leuchtziffern über dem Inkubator zeigen an, dass das kleine Herz 160-mal in der Minute schlägt. Die Sauerstoffsättigung liegt bei 93 Prozent. (…) Ein Wunder, dass er überhaupt lebt. Dass er es hierher geschafft hat, in das Caritas Baby Hospital nach Bethlehem."

Der palästinensische Junge, den Schmitz beschreibt, ist geboren in Hebron im Westjordanland in der 26. Schwangerschaftswoche, zugleich die vierte Woche nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Das sei doppelt gefährlich, so Schmitz: "Denn seit die Hamas Tod und Terror über Israel brachte, ist auch im Westjordanland nichts mehr, wie es vorher war. Oder zumindest noch schlimmer, als es ohnehin schon gewesen ist." Die stern-Weihnachtsreise führte unseren Reporter von Jerusalem nach Bethlehem, über Mauern und durch Checkpoints, zu Menschen, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt leben und die Welt doch nicht unterschiedlicher sehen könnten.

"Fürchtet euch nicht", spricht der Engel im Evangelium nach Lukas. "Siehe, ich verkündige euch große Freude." In der Evangelisch-Lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem, beschreibt Schmitz, steht dieser Bibelsatz in einem prachtvollen Fenster; in deutscher Sprache. Schmitz weiter: "Auf dem Boden, zwei oder drei Meter nach rechts versetzt, zeigt eine Puppe, wie unfroh die aktuelle Fassung der Botschaft aussieht: Das Jesuskind trägt eine Kufija, das traditionelle Palästinensertuch, und ist umgeben von Geröll und Schutt – als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Gaza, die unter Israels Bombenangriffen leiden, die hier weithin als Genozid bezeichnet werden. Draußen, nicht weit vom christlichen Altar entfernt, weht die grüne Fahne der Hamas. Da werden die Bilder vom 7. Oktober sehr gegenwärtig." Diese Bilder sind zur Weihnachtszeit allgegenwärtig. Eine wichtige Botschaft dieser Zeit lautet jedoch auch: Versöhnung ist möglich.

Zeit für ein simples "Sorry"

Es gibt Menschen, für die ist der "ewige Stenz", Helmut Fischer als Monaco Franze in der gleichnamigen Serie von Helmut Dietl, die größte deutsche TV-Figur aller Zeiten. Ich fand den Stenz auch immer klasse, mein Herz verlor ich als Zuschauer aber an das "Spatzl", die geduldige Franze-Gattin und Dame der Münchner Gesellschaft, gespielt von Ruth Maria Kubitschek. Eine Dame zu werden hatte sie sich früh vorgenommen, verriet Kubitschek, 92, meinem Kollegen David Baum.

Sie wurde geboren in der Tschechoslowakei, sie lief vor der Ehe mit einem viel älteren Mann davon, wurde gegen den Willen ihrer Eltern Schauspielerin, von Brecht verschmäht, weil der sie zu hübsch fand – und fühlte sich später als "Spatzl" endlich befreit. "Ich konnte nicht so gut verzeihen. Vieles wäre einfacher gewesen, wäre ich wie dieses Spatzl gewesen, weil ich dann bei den Männern geblieben wäre, statt harte Schlussstriche zu ziehen."

Einen Schlussstrich, aber einen ganz versöhnlichen, zog Kubitschek am Ende des Gesprächs mit Baum. "Könnten Sie schreiben, dass dies mein letztes Interview war? Ich glaube, nun ist alles gesagt."

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Ganz viele Worte kamen unseren Politikerinnen und Politikern über die Lippen, mit denen sie ihre Einigung im Haushaltschaos erklärten. Eines aber war nicht dabei, ein simples "Sorry". Dafür, dass sie ihre ureigenste Aufgabe, einen ordentlichen Bundeshaushalt aufzustellen, zunächst verbockt hatten. Einfach mal sagen: "Es tut mir leid." Wäre das nicht ein schöner Vorsatz für 2024? Für den Bundeskanzler, für die Ampelregierung, aber auch für uns alle?

Erschienen in stern 52/23