Keimbefall in Berliner Charité Staatsanwaltschaft ermittelt nach Tod eines Säuglings

Nach dem durch Keimbefall verursachten Tod eines Frühchens in der Berliner Charité hat die Staatsanwaltschaft jetzt die Ermittlungen aufgenommen. Ein weiteres infiziertes Baby ist außer Lebensgefahr.

Nach dem Tod eines Babys in Berlin durch Keime im Krankenhaus ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Das Baby kam auf einer Station der Charité zur Welt. Die Ermittlungen richteten sich gegen unbekannt. Sie stünden ganz am Anfang, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Das Kind war an einer Infektion mit Serratien-Keimen gestorben, weitere erkrankten. Die Suche nach dem Infektionsherd läuft.

Unklar ist, ob andere Frühchen oder Babys mit schweren Erkrankungen jetzt in Lebensgefahr sind. Am Montag hielt sich die Klinik mit Auskünften bedeckt. Das im Oktober gestorbene Baby war mit einem Herzfehler geboren worden.

Ein weiteres der mit Keimen infizierten Babys ist jetzt außer Lebensgefahr. Dem Kind gehe es besser, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag. Zuvor war ein Kind gestorben, weitere Babys waren an Serratien-Keimen erkrankt. Für zwei Stationen, in denen Frühchen und Neugeborene mit schweren Erkrankungen behandelt werden, war ein Aufnahmestopp verhängt worden.

Babypflegebäder waren keimbelastet

Die Suche nach dem Herd der Infektion ging indes weiter. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Gesundheitsamtes Berlin-Mitte wurde gebildet. Das Team werde die Lage analysieren und weitere Schritte beraten, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. Vertreter der Charité, des Robert Koch-Instituts, des Landesamtes für Gesundheit und Soziales und der Senatsverwaltung für Gesundheit wollten am Nachmittag erstmals zusammentreten.

Indessen berichtete der "Tagesspiegel", dass Babypflegebäder, die inzwischen aus dem Drogeriehandel zurückgerufen wurden, keimbelastet gewesen sein sollen. Wer die umstrittenen Mittel untersucht, war noch unklar.

Laut Staatsanwaltschaft soll in dem Ermittlungsverfahren geklärt werden, wie die Keime in die Klinik gelangten und ob daraus strafrechtliche Vorwürfe entstehen können.

Monate bis zur Wiedereröffnung

Erwartet wurde, dass sich Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) sowie Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zu den Vorfällen noch am Montag äußern würden. Die Charité gehört als Uni-Klinikum zum Verantwortungsbereich von Scheeres.

Nach einem Bericht der "Morgenpost" vom Montag könnte es Monate dauern, bis zwei betroffene Frühchen-Stationen wieder geöffnet werden könnten. 2011 und 2012 gab es bereits große Aufregung um eine Frühchenstation in Bremen, in der Kinder durch Keime starben.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Erste Probleme mit Serratien hatte es an der Charité nach deren Angaben bereits im Juli gegeben. Damals habe höchstwahrscheinlich eine infizierte Mutter das Bakterium an ihr Neugeborenes weitergegeben. Serratien sind Bakterien, die überall in der Umwelt vorkommen und bei vielen Menschen zur Darmflora gehören. In der Regel stellen die Keime kein Risiko dar. Bei Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr oder eben bei Frühgeborenen können diese Bakterien allerdings gefährliche Infektionen verursachen.

DPA
ins/DPA/AFP