Über ein Jahr lang berichteten italiensische Medien von "Mario" und seinem Kampf darum, Sterbehilfe in Anspruch nehmen zu dürfen. Der 44-Jährige ist seit einem Verkehrsunfall vor zwölf Jahren halsabwärts gelähmt.
Am Donnerstag beendete "Mario", dessen richtiger Name Federico Carboni erst jetzt preisgegeben wurde, in seinem Haus in Senigallia sein Leben und wurde damit zum ersten legalen assistierten Suizidfall Italiens. Dabei war er von seiner Familie, Freunden und Vertretern der Luca Coscioni Association umgeben. Der Verein setzt sich für Sterbehilfe ein und hatte den gelähmten Carboni in seinem jahrelangen Rechtsstreit bis vor das oberste Gericht unterstützt.
Jahrelanger Kampf für sein Recht auf Entscheidungsfreiheit
In einem vergangene Woche verfassten Brief schrieb Carboni: "Ich kann nicht abstreiten, dass ich es bedauere, aus dem Leben geschieden zu sein, es wäre falsch und verlogen, wenn ich das Gegenteil behaupten würde, denn das Leben ist großartig und wir haben nur eines. Aber leider ist es so gekommen." Den Brief las Filomena Gallo, die nationale Sekretärin der Luca Coscioni Association, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vor.
"Federico wollte sein Recht auf Entscheidungsfreiheit wahrnehmen", so Gallo. Der Fall des 44-Jährigen verdeutlicht eine Reihe von Widersprüchen und Einschränkungen in der italienischen Gesetzgebung, welche Aktivisten seit Jahrzehnten anfechten.
Sterbehilfe ist in Italien nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt
In Italien sind aktive und passive Sterbehilfe verboten. Allerdings hat das Verfassungsgericht im Jahr 2019 entschieden, dass es unter strengen Auflagen Ausnahmen geben kann. Es muss etwa klar sein, dass ein Patient nicht mehr geheilt werden kann, er von lebenserhaltenden Maßnahmen abhängig ist, körperlich und seelisch unerträgliche Schmerzen erfährt, aber noch voll in der Lage ist, freie Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen zu verstehen.
Nichtsdestotrotz musste Carboni lange darum kämpfen, um Zugang zum ärztlich assistierten Suizid zu erhalten. Er wiederholt mehrfach vor Gericht gegen die lokale Gesundheitsbehörden, damit er von Ärzten und Mitgliedern des regionalen Ethikausschusses besucht werden konnte, die seinen Gesundheits- und Geisteszustand überprüfen und schlussendlich seinen Plan absegnen konnten, der sich im Einklang mit dem Urteil des Verfassungsgerichts befand.

"Jetzt bin ich endlich frei"
Aber in seinem Abschiedsbrief erklärte der 44-Jährige, dass er physisch wie psychisch am Ende sei, kein bisschen selbstständig, komplett abhängig von anderen, "wie ein Boot, das auf dem Ozean treibt." Er bat seine Familie und Freunde, nicht traurig zu sein. Mit dem Verein Coscioni "haben wir einen juristischen Meilenstein und ein Stück Geschichte in unserem Land geschaffen, und ich bin stolz und geehrt, an ihrer Seite gestanden zu haben", schrieb er. "Jetzt bin ich endlich frei, dahin zu fliegen, wohin ich will."
Quellen: "New York Times", dpa