Rettungseinsatz beendet Nach Tagen unter der Erde: Aktivisten haben Tunnel unter Lützerath verlassen

Aktivisten verlassen Tunnel – Lützerath geräumt
Zwei Klimaaktivisten winken, nachdem sie den unterirdischen Tunnel verlassen haben, in dem sie gegen den Abriss des Dorfes Lützerath protestiert haben.
© AFP
Sehen Sie im Video: Lützerath-Aktivisten verlassen freiwillig ihren Tunnel.




STORY: Im nordrhein-westfälischen Braunkohledorf Lützerath haben zwei Klima-Aktivisten, die über Tage unter der Erde ausgeharrt hatten, den Tunnel freiwillig verlassen. Das teilten die Braunkohle-Gegner über einen Twitter-Kanal am Montag mit. Damit ist der Weiler Lützerath jetzt vollständig geräumt. Die Polizei hatte die am Mittwoch begonnene Räumung des Dorfes am Wochenende für beendet erklärt. Für die Bergung der letzten beiden in Lützerath verbliebenen Aktivisten sei der Energieriese RWE zuständig. RWE sei erleichtert, dass die lebendbedrohliche Situation auf diese Weise beendet worden sei, hieß es in einer Mitteilung. Noch am Montag hatten sich Klimaaktivisten in Rollstühlen von einer Autobahnbrücke in der Nähe von Lützerath abgeseilt. Der Verkehr musste umgeleitet werden. Trotz der Räumung von Lützerath. Louisa Neubauer von Fridays for Future bezeichnete die Proteste der vergangenen Tage am Montag in Berlin als Erfolg: "Was wir jetzt aber geschafft haben, und das ist für die Klimabewegung schon ein - und aus deutscher Perspektive würde ich sagen, ein historischer Moment - wir haben es geschafft, ein Dorf und eben die Bedeutung der Kohle darunter, so groß zu machen, wie man nur so ein Kampf groß machen kann. Entgegen all der Bemühungen der Bundesregierung, das Thema sofort abzumoderieren." Das Dorf Lützerath westlich von Köln, ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die wenigen Gebäude der Siedlung werden abgerissen, um es dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Braunkohle abzubaggern.
Tagelang harrten zwei Braunkohlegegner in einem selbstgebauten Tunnelsystem unter dem geräumten Dorf Lützerath aus. Nun sind sie an die Oberfläche gekommen.

Die beiden Klimaschutzaktivisten, die sich seit Tagen in einem selbstgebauten Tunnelsystem unter Lützerath aufhielten, sind wieder an der Oberfläche. Sie haben ihre Höhle am Montagmittag freiwillig verlassen, wie aus Fernsehbildern aus dem geräumten Dorf hervorging. Sie wurden von Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr in Empfang genommen, konnten den Ort aber augenscheinlich in guter körperlicher Verfassung verlassen. RWE teilte mit, man sei "erleichtert", dass die "lebensbedrohliche Situation" auf diese Weise beendet worden sei. "Eine Rettung aus dem Tunnel gegen den angekündigten Widerstand der Personen wäre mit hohen Risiken verbunden gewesen, auch für die Rettungskräfte."

Zuvor hatte es tagelange Verhandlungen über ein Aufgeben gegeben. Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass sich die beiden Männer, die sich "Pinky" und "Brain" nennen, in dem unterirdischen System verschanzt haben. Die Behörden stuften die Konstruktion als nicht sicher ein, insbesondere wegen der mangelhaften Versorgung mit Frischluft. Ein externes Belüftungssystem wurde aufgebaut.

Aktivisten harrten seit Tagen in Tunnel unter Lützerath aus

Die Polizei hatte die Räumung des Dorfes Lützeraths zugunsten des RWE-Braunkohletagebaus Garzweiler am Sonntag für beendet erklärt, lediglich die beiden Aktivisten im Tunnel blieben vor Ort. Deren Räumung wurde als "Rettungseinsatz" in die Hände der RWE-Werksfeuerwehr gelegt.

Nach stern-Informationen wurde ein freiwilliges Verlassen für diesen Montag erwartet (lesen Sie hier mehr dazu). Der "Spiegel" berichtete, dass RWE eigens ein Verhandlungsteam aus der Schweiz engagiert hatte, um die beiden Besetzer zum Aufgeben zu bewegen. Ihnen soll Straffreiheit zugesichert worden sein. Ein RWE-Sprecher wollte sich am Montagmittag auf Anfrage zunächst nicht zu den Vorgängen rund um den Tunnel in Lützerath äußern.

Der Konzern will das Dorf nun in den kommenden Tagen komplett abreißen und dort möglicherweise schon im März oder April mit dem Abbau der Braunkohle beginnen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach seiner Erstveröffentlichung mehrfach aktualisiert.

Quellen: ntv-Livestream, "Spiegel", RWE, Nachrichtenagenturen DPA und AFP

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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