
Deutschland: Dorfrepublik Rüterberg
Die Gemeinde Rüterberg im Südwesten des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern lag zu DDR-Zeiten mitten im Grenzgebiet. Um den Ort zu verlassen, mussten die Einwohnerinnen und Einwohner jedes Mal ihren Ausweis vorzeigen und durch ein streng bewachtes Grenztor gehen. Die rund 150 Bewohner:innen waren im Prinzip vollständig eingeschlossen und auswärtige Besucher brauchten eine Sondererlaubnis. Ab 23 Uhr blieb das Tor komplett geschlossen und wurde erst zum Morgengrauen wieder geöffnet. Um gegen die Isolierung zu protestieren riefen die Bewohner:innen bei einer von der DDR offiziell genehmigten Versammlung am 8. November 1989 die Dorfrepublik Rüterberg aus. Man wollte sich nicht länger bevormunden lassen. Was zu dem Zeitpunkt jedoch noch keiner von ihnen wusste, dass bereits einen Tag später die Mauer in Berlin fallen und die deutsch-deutsche Grenze geöffnet werden würde. Davon merkten die Rüterberger:innen allerdings erstmal nichts. Es kam stattdessen zu der absurden Situation, dass DDR-Bürger:innen nun zwar in den Westen reisen konnten, aber immer noch nicht nach Rüterberg. Irgendwann wurden die Wachen still und heimlich abgezogen und danach verschwand das Wachtor. Die Bezeichnung "Dorfrepublik" blieb noch einige Zeit bestehen. 1991 hat der Innenmenister des Landes Mecklenburg-Vorpommern der Gemeinde das Recht gegeben die Bezeichnung "Dorfrepublik Rüterberg 1967-1989" zu benutzen. Im Jahr 2004 wurde Rüterberg in die Stadt Dömitz eingemeindet.
© Jens Büttner/dpa